a) Liebe und Sympathie zwei völlig verschiedene Prozesse
WALSTER und BERSCHEID (1974) unterschieden zwischen
- kameradschaftlicher (companionante) Liebe, die für längerfristige Beziehungen charakteristisch, geordnet und vorhersagbar ist und den lernpsychologischen Gesetzen folgt Sympathie (liking) und
- leidenschaftlicher (passionate) Liebe: Jedes Gefühl vom momentanen Grad der physiologischen Aktivierung abhängig. Erregung kann verschieden interpretiert werden, je nachdem welche äußeren Reize gerade auffällig bzw. welche Kognitionen gut zugänglich sind. Durch negative Erlebnisse entsteht erhöhte Aktivierung, wird diese in geeigneter Weise interpretiert, kann sie als Liebe erlebt werden.
Auch Dissonanzprozesse von Bedeutung: freiwillig auf sich genommene anstrengende Liebesbeweise können zu Dissonanz führen und im Zuge der Rechtfertigung des Aufwandes zu Aufwertung des Partner
b) Liebe und Sympathie verschiedene, aber einige gemeinsame Eigenschaften
Fragebogen von RUBIN (1970) zur Einschätzung verschiedener Beziehungen, bestehend aus einer Liebes- und Sympathieskala. Obwohl beide Teilskalen verschiedene Dimensionen erfassen sollen, sind sie nicht völlig unabhängig voneinander, sondern weisen Korrelationen auf.
c) Liebe besteht aus mehreren Komponenten, eine davon ist Sympathie
Dreieckstheorie von STERNBERG (1986) – 3 Liebeskomponenten
*) Intimität (obere Spitze des Dreiecks), ”warme” Komponente, umfaßt Vertrautheit, Nähe, Verbundenheit und Wärme
*) Leidenschaft (linke Ecke), ”heiße” Komponente, hohe Aktivierung, starke Gefühle, umfaßt sexuelle Wünsche und Motive wie Selbstwerterhaltung oder –steigerung, Dominanz, Bedürfnis für jemand zu sorgen
*) Entscheidung/Bindung (rechte Ecke), ”kalte” Komponente, unterteilt in Kurzzeitaspekt (Entscheidung, einen bestimmten Menschen zu lieben) und Langzeitaspekt (Entscheidung, langfristige Beziehung aufrechtzuerhalten)
Ausmaß der Liebe entspricht Größe des Dreiecks (vollständige Liebe enthält alle Grundkomponenten im gleichen Maß --> gleichseitiges Dreieck, andere Varianten durch entsprechende Teildreiecke veranschaulicht
Komponenten beeinflussen einander gegenseitig, verschiedene Kombinationen ergeben
8 Varianten der Liebe:
1) Nichtliebe – Fehlen aller 3 Komponenten, Interaktionen oberflächlich
2) Sympathie (nur I) – Verbundenheit und Wohlwollen ohne Leidenschaft und Bindung (kurzfristige Bekanntschaften)
3) Verliebtheit (nur L) – hohes Ausmaß an Aktivierung, kann plötzlich einsetzen und ebenso schnell wieder verschwinden
4) Leere Liebe (nur E/B) – in manchen langfristigen Beziehungen sind Intimität und Leidenschaft verschwunden, Beziehung wird aufrechterhalten, weil man sich dazu entschlossen hat
5) Wahre Liebe (L und I) – Leidenschaft und stabilisierende Komponente der Intimität
6) Kameradschaftliche Liebe (I und E/B) – für tiefe, langfristige Freundschaften charakteristisch, auch für viele Ehen, in denen vor allem sexuell bedingte Leidenschaft nicht mehr vorhanden ist
7) Alberne Liebe (L und E/B) – aufgrund kurzer, aber heftiger Verliebtheit kommt es zur Ehe, stabilisierendes Element der Intimität fehlt, Wahrscheinlichkeit des Mißlingens besonders groß
8) Vollkommene Liebe (I und L und E/B) – eher selten, in der Regel nicht sehr langlebig, da Leidenschaftskomponente selten dauerhaft
Gegenprozeßtheorie von SOLOMON (1980):
Allgemeine Theorie über zeitlichen Verlauf von Gefühlen: zu jeder positiven/negativen emotionalen Reaktion a setzt gegensätzlicher Prozeß b ein. Gegenprozeß setzt später ein als Prozeß a, ist von geringerer Intensität und klingt langsamer ab. Erlebtes Gefühl entspricht zu jedem Zeitpunkt der Differenz zwischen a und b.
Durch wiederholte Reizdarbietung nehmen Intensität und Schnelligkeit des Gegenprozesses zu, während Prozeß a unverändert bleibt, zusätzlich werden ”Entzugserscheinungen” nach Reizbedingungen immer stärker --> Teufelskreis: durch negative Wirkungen jedes Reizabbruches veranlaßt, Reiz immer wieder aufzusuchen, andererseits bereitet er immer weniger Freude (nach längerer Gewöhnung ohne sein persönliches ”Gift” unglücklich, aber mit nicht besonders glücklich)