Time to say goodbye // Erfahrungen @ Bundesheer

Zitat von JC

Eine Gehirnwäsche im üblichen Sinne zeichnet sich durch drei Schritte aus: Isolation - Demütigung - Indoktrinierung.

Das ist IMHO beim Heer gegeben ... wenn auch auf einem sehr subtilen aber nicht weniger wirkungsvollen Level.
Und von guter Gehirnwäsche bekommst du auch nichts mit - sonst wärs ja sinnlos

Zitat von JC

Ich habe von einer "Gehirnwäsche" überhaupt nichts mitbekommen, vielleicht liegt's auch daran, dass der Begriff nicht gerade sehr glücklich gewählt ist.

Gut, gehirnwäsche ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, "Brechen von Widerstand" triffts eher. Des is aber auch schon schlimm genug.

wenn man denkt welche Greultaten nicht begangen worden wären wenn ein paar heinzis einfach mal das Gehirn eingeschalten hätten und gewisse sachen nicht begangen hätten, würde die Welt schon anders aussehen.

Was mich schockiert hat war das ich dann auch schon so weit war, einfach nur den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, weils einfach bequemer war.

Zitat von JC

Ebenso wie Pflichten hast du auch Rechte, die zu erlernen ich dringend anraten möchte. Später kann man sich aufgrund der erworbenen Kennnis darauf berufen und gewisse Sachen verweigern - ohne Folgen befürchten zu müssen.

Oh, die hab ich ganz gut draufgehabt, überhaupt weil ich der Spezi unseres Spieß war.
jetzt rate mal wer die ganzen Feiertagsdienste ausgefressen hat

Des geilste is der Gleichbehandlungsgrundsatz, bei dem lässt sich am allermeißten herausschlagen. Wenn ich mal wieder eine Woche irgendwohin abkommandiert worden bin (Ordonanz auf den Seetaler Alpen, Feinddarsteller bei irgendeiner Übung am ***** der Welt, und so weiter..., sehr eigenartig daß immer ich zum handkuss gekommen bin) einfach darauf berufen, da schaun dann wieder ein paar tage Dienstfreistellung raus (und vertieft die Beziehung zum spieß )

Mein Resüme über meine Zeit beim BH: Demoralisierend, sinnlos, demotivierend, aber sehr aufschlußreich wies wirklich läuft in der großen weiten welt (ja, ich oute mich, ich hab den Hochglanzpostern des BHs mit den Panzern und den angemalten soldaten vor meiner BH-Zeit tatsächlich etwas abgewinnen können)

Seitdem hab ich ein prinzipielles problem mit Authoritäten

Zitat von Skobold

Gut, gehirnwäsche ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, "Brechen von Widerstand" triffts eher. Des is aber auch schon schlimm genug.

Was mich schockiert hat war das ich dann auch schon so weit war, einfach nur den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, weils einfach bequemer war.

Was ist schlimm daran, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen? Wasser verhält sich ebenso. Die Zeit beim BH dient einer gewissen Ausbildung, die auch verfolgt wird. Wenn jemand nicht mitspielt, dann behindert er die Ausbildung, schließlich motiviert das auch noch einige andere dazu, nicht mitzumachen - das wäre dann kontraproduktiv.
Gelegentliche Reibereien gibt's in einer Gruppe sowieso immer, aber prinzipiell geht es darum, die Gruppe zu verschweißen.

Zitat von Skobold

Seitdem hab ich ein prinzipielles problem mit Authoritäten

Warum das? Ich finde, es schadet überhaupt nicht, einmal wirklich untergeordnet sein zu müssen. Diese Erfahrung ist imho wertvoll.

Tja, paar Weicheier ohne eigene Meinung unterwegs hier

BH kann keine "subtile Gehirnwäsche" sein, die habens einfach zu wenig drauf das zu machen.

Bei uns war die Taktik folgende: überlegen wie man es macht - vom Vorgesetzten erklären lassen das es anders besser ist, und zwar so wie er sagt - es dann machen wie man es sich selber überlegt hat - Lob einstecken, die Pappn halten und sich selber denken "Depp".

@BH hat niemand geschrien, wurde keiner einzeln bestraft, wurde niemand ungerecht behandelt (es gab eine Beschwerde, der wollte von Allentsteig nach Linz versetzt werden weil er neben dem BH eine Firma hatte) und auch anderweitig nichts was mir irgendwie schwer gegen den Strich ging.

IMHO sollte man das einfach als das sehzen was es ist, 8 Monate Urlaub mit ein bißchen Sport.

Mittlerweile denke ich allerding sehr oft das gerade hier herinnen diejenigen die übers BH schimpfen eher ein Faulheitsproblem haben und die Zeit fürchten wenn ihnen Mama nicht alles zum Popsch trägt.

Die kochen beim Bundesheer auch nur mit Wasser.
Reingehen, bei der Wache das Hirn abgeben und beim rausgehen wieder mitnehmen. Ich war in einer berüchtigten Kaserne, und körperlich ned der Fitteste, 40 Grad zum exerzieren, da bist eh hirnmässig weggetreten, trotzdem war des alles irgendwie "harmlos". Vielleicht hab ich halt Glück gehabt. Ich war Jäger und ausgebildeter Fernmelder. Nach der Grundausbildung in irgendeine BH Vermittlung oder Vermittlung einer Kaserne. unsren Kompaniekasperl habens ordentlich gefiggt. der war fix auf der Seetaler-Alm Vermittlung. 2 Monate hat er immer gross die Pappm aufgrissen, jeden Schas draht der gangen is und wie er erfahren hat wohin er kommt hat er vor der ganzen Kompanie a halbe Stunde geweint. Der war dann Herbst/Winter auf der Seetaler. (den hast anrufen können wann du wolltest, der war irgendwie immer fett )
Nach Grundausbildung war dann in Leoben in der Vermittlung (gibts nimma) eigenes Zimmer, Heimschläfer vom Anfang an, Waffe in der Waffenkammer, und Schlapfen im Dienst. Dienstzeit halb 9 bis 4 Uhr und jeder 3.Samstag 9-12. So kann BH auch sein.
Und 10 m zum Soldatenheim (uff 11 Kilos in 6 Monaten)

8 Monate verschi**ene Zeit halt, sonst keine Probleme

Zitat von Skobold

Ich finde es falsch einfach zu tun was einem gesagt wird ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden über Sinn und Unsinn der Aktion nachzudenken. Man wird aber darauf konditioniert (das is jetzt das richtige Wort, juhu )

Du wirst sogar darin unterrichtet, Befehle nicht zu befolgen. Selbst wenn es den Anschein hat, beim BH erwartet man sich keine dummen Trotteln, die alles ohne nachzudenken erledigen.
Wenn du bestimmte Befehle befolgst, kannst später sogar dafür bestraft werden. Es ist unablässlich, Befehle zu prüfen - doch dafür muss man wieder mal die ADV kennen

Zitat von Skobold

ich weiß nicht was du beim Heer warst, ich war funktionssoldat in einem Versorgugnsregiment. unsere Ausbildung beschränkte sich im Wesentlichen auf: putzen, jawohl schreien, löcher in den Boden graben, putzen, salutieren, exerzieren( der sinn von dem ist mir noch immer Verborgen geblieben, außer das es vielleicht nett ausschaut), putzen, und die Schießausbildung die ja wohl ein Witz ist.

Ich habe eine Grundausbildung zwischen der normalen Jäger- und der Hochgebirgsjäger-Ausbildung genossen (weil unseren Ausbildern ja so langweilig war), Assistenzdienst geleistet und schließlich als Funktionssoldat in der BVS meinen Dienst (Büro, Wache) getan.
Und wir haben in den Bergen Tirols einiges mehr gemacht ...

Zitat von Skobold

diese Art von "Kameradschaft" ist meiner meinung nach komplett wertlos, das ist das Gleiche wie die Amis momentan haben (Hilfe, die Welt st gegen uns, wir müssen zusammenhalten!!). nach der BH-Zeit war ich net amal mehr auf ein Bier mit meinen ehm. Kameraden, weil sie mich einfach nicht mehr interessiert haben. Nix gegen Maurer und installateure, aber was hab ich mit leuten gemein deren Geisiger Horizont beim Unterboden ihrer tiefergelegten GTIs endet?

Es geht darum, eine gewisse Professionalität zu entwickeln und seine persönlichen Auseinandersetzungen in der dienstfreien Zeit auszutragen.
Ich kann glücklicherweise von mir behaupten, dass ich einige Leute kennengelernt habe, mit denen ich auch heute noch Kontakt pflege.

Zitat von Skobold

Das stimmt. deshalb hab ich ja auch ein problem mit authoritären systemen (nicht mit hirachischen, die durchaus ihre berechtigung haben). vielleicht hast du ja glück gehabt mit deinen direkten vorgesetzten, ich hab da aber ein paarschmankerl dabeigehabt, wo bei weiten micht mehr reicht.

Ein jeder, der das BH absolviert hat, kann auf viele Anekdoten zurückgreifen. Es war nicht alles in Ordnung, aber einzelne Ausnahmen gibt's immer wieder mal.

Zitat von HaBa

Bei uns war die Taktik folgende: überlegen wie man es macht - vom Vorgesetzten erklären lassen das es anders besser ist, und zwar so wie er sagt - es dann machen wie man es sich selber überlegt hat - Lob einstecken, die Pappn halten und sich selber denken "Depp".

Des war vielleicht mein fehler, zu überlegen wiso ich den scheiß überhaupt mach.

Zitat von HaBa

@BH hat niemand geschrien, wurde keiner einzeln bestraft, wurde niemand ungerecht behandelt.

Das ist ein weiterer Punkt den ich bei der Geschichte ankreide. Bei uns war Gruppenbestrafung gang und gebe, und auch ganz legitim. Was willst den machen wenn ganz offiziell der dienstplan geändert wird und von 16 bis 18 Uhr Waffen geputzt wird?
In anderen Kompanien (gottseidank nicht in meiner) gabs schon mal "Code red", wo einfach mal der Kasten vor der Kontrolle gekippt wird?

Zitat von HaBa

Mittlerweile denke ich allerding sehr oft das gerade hier herinnen diejenigen die übers BH schimpfen eher ein Faulheitsproblem haben und die Zeit fürchten wenn ihnen Mama nicht alles zum Popsch trägt.

Das glaube ich nicht, Tim

die einzige "unfaire" aktion, die mir untergekommen ist, war eine stunde nachschulung für jemanden, der seine decke nicht korrekt um den polster gefaltet hatte; naja, hat er auch überlebt, die stunde

ein ganz ein lustige wachmeister hat bei einer kollektiven nachschulung ein spiel mit uns gespielt: er stellt freiwilligen quizfragen, wenn der sie richtig beantwortet, darf man gehen, wenn nicht, muss man eine stunde länger nachsitzen.
fragt er mich, was die abkürzung TNT bedeutet - hab ich ihn gefragt, ob ich die chemische formel auch aufzeichnen soll, hat er gemeint "na, schleich dich einfach..."