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Negromsches: Traumfrauen

.deRElict. 28.05.2003 - 00:39 639 9
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Nach reiflicher Überlegung: Ich möchte hier einen Ausschnitt meines Buches 'Negromsches' veröffentlichen, das ganze ist zwar Teil einer größeren Geschichte, doch weil diese Szene imho auch alleine brauchbar ist, und die eher morbiden Erzählungen hier immer gut angekommen sind, passt sie hier her, und ich freue mich auf Feedback, vielleicht etwas mehr was den Schreibstil, als den Inhalt angeht

Fliese neben Fliese, eine neben und über der anderen, sie umgeben mich, hüllen mich ein mit ihrer Kälte, doch dies ist nicht der Grund, warum ich mitten in der Nacht zitternd in der Ecke meines Klos kauere, unfähig bin, einen klaren Gedanken zu fassen, unfähig Schmerzen zu fühlen.

Doch sollte ich Schmerzen fühlen, zumindest hätte das jeder angenommen, könnte er er die rote Flüssigkeit sehen, die noch immer von der Klobrille tropft. Ich fühle mich, als hätte ich mich gerade meiner Eingeweide entledigt, und wenn ich die Färbung der Keramikschüssel neben mir betrachte, entlockt es mir in diesem Moment ein kleines Lächeln, denn zumindest zum Teil scheint mir das gelungen zu sein. Ich blicke an mir herunter und bemerke dass mein Penis noch immer kerzengerade vom Körper steht, und unaufhörlich zuckt. Dennoch bin ich unfähig diesen Orgasmus noch zu spüren, der Faden ist gerissen, wie bei einer Glühbirne, durch die kurzfristig zu viel Strom geflossen ist.

In diesem Zustand versuche ich mich zu erinnern, warum ich hier kauere, umgeben von viel mehr an fast unverdauter Nahrung, Blut und Sperma, welches auf Fliesen und Schüssel verteilt ist, als ich es für machbar gehalten habe...


Es ist schwarz.
Ich höre nur meinen Atem, der etwas hohes, schnelles, in sich hat, ich kann die Erregung, die er mit sich trägt, deutlich hören. Er wirkt so vertraut, dass ich ihn gerade mit meinem eigenen verwechselt hatte, doch jetzt wird mir schlagartig klar, dass ich in dieser Dunkelheit nicht alleine bin. Jemand anderer ist bei mir, atmet gleichzeitig mit mir ein und aus, Töne die in meinen Ohren wie ein gut eingespieltes Duett klingen. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Abwesenheit von Licht, und ich kann erkennen, wo ich mich befinde.

Jetzt kann ich auch sehen, dass ich nicht allein bin. Nur etwa einen Meter von meinem Kopf entfernt liegt ein anderer, gebettet auf meiner Bettwäsche, und mir wird klar, dass ich von oben auf einen anderen Menschen herabsehe, der auf meinem Bett liegt. Deutlich treten die zwei Augen, deren Farbe ich in dieser Dunkelheit nicht genau erkennen kann, aus dem Gesicht hervor. Darüber kann ich eine faltenlose Stirn sehen, welche schließlich von langen leicht gelockten Haaren überdeckt wird. Die Haare waren wohl ursprünglich hinter dem Kopf zusammengebunden, doch jetzt liegen sie sternförmig offen auf meinem Polster. Zwischen den Augen, die mich noch immer kerzengerade und erwartungsvoll anstarren beginnt eine Nase, so geformt wie sie kein Schönheitschirurg jemals besser formen könnte. Sie ist zwar nicht wirkich gerade geformt, hat aber ihrer Mitte einen kleinen Höcker, der perfekt zu den sichtlich wohlgenährten Wangen passt, und mit den schmalen aber fülligen Lippen und dem Ansatz eines Doppelkinns ein Gesicht formt, nach dem ich mich normalerweise auf der Straße öfter als nur einmal umdrehe.

Vermutlich ist genau das geschehen, alles was ich weiß, ist dass diese Frau unter mir liegt, mit mir vereint, einen gemeinsamen Rhytmus folgend. Doch was mich erschreckt ist die ausdruckslose Kälte in ihren Augen. Für einen Moment sehe ich an ihrem Gesicht weiter nach oben, in den Spiegel, welcher am Kopfende meines Bettes befestigt ist. Geteilt durch einen Sprung. In diesen Sprung kann ich für einen Augenblick ein anderes Gesicht erkennen, für einen Augenblick nur, weil es nur einen Moment später durch das eindringen einer Kugel explodiert.

Die Frau, deren Name mir nicht einfällt, ist überdeckt von meinem Fleisch und Blut, doch zeigt sie keine Gefühlsregung. Durch den Spiegel sehe ich, wie sie von meinem Bett aufsteht, teile meiner Selbst abschüttelt, und durch die Tür aus dem Schlafzimmer geht. Doch hören kann ich sie noch, sie hat den Notruf gewählt, und erklärt nun dem Tonband am anderen Ende der Leitung, dass hier gerade ein Mord begangen wurde. Gerade wird mir bewusst, dass sie von mir spricht, und ich kann in ihrer Stimme eine Gleichgültigkeit erkennen, die jeden Wissenschaftler weit anreisen würde lassen, der nach dem kältesten Ort im Universum sucht.

Frierend von dieser Kälte erwache ich, doch sichtlich erregt. Aufrecht sitze ich im Bett, und als ich meinen Kopf zurückfallen lasse, höre ich ein kurzes klirrendes Geräusch des zerbrechens hinter mir. In diesem Moment erkenne ich was gerade eben passiert ist, und eine nervöse, unruhige Übelkeit, wie ich sie selbst nach dem schlechtesten Essen noch nie empfunden habe, mischt sich mit meiner Erregung, überschattet sie, und aus mir bricht in einem Schwall alles hervor.

Panoz007

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nicht mein geschmack, a bissal krank, vielleicht gerade deswegen gut.
lässt sich leicht und flüssig lesen, kurz gesagt mir gefällts einigermaßen! :)

DAO

Si vis pacem, para bellum
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zuerst dachte ich es ginge darum das der darsteller eine frau getoetet und ge... hatt bzw nur eine tote gef... hatt,

aba ganz nett geschrieben

The Red Guy

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Erinnert mich sehr an American Psycho vom schreibstil. nur nicht ganz so krank.

jAcKz

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wirklich nicht uninteressant, aber angesichts der kurzen szene, die teil eines ganzen ist - mag aber auch an mir liegen - habe ich das gefühl, daß für meinen geschmack etwas zu viel blut für zu wenig aussage vergossen wird. ich persönlich bin eher freund der indirekten darstellung, gewalt durch zusammenhänge und das äußere, nicht das innere der worte.

tombman

the only truth...
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is a ned meins...weil ich figgn und Tod ned gern verbinde...weil entweder bin ich geil ODER ich will fraggen, aber ned beides :D

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Genau das ist ja der Grund, warum hier beides zusammentrifft, es passt nicht zusammen, aber für die Geschichte muss es leider so sein.

Aber vermutlich ist wirklich mehr Text notwendig, damit die Zusammenhänge klar werden (ist aus meiner Sicht sicher schwer zu beurteilen, weil ich das ganze kenne), deswegen war ich auch mehr an einer Beurteilung des Stils als des Inhaltes interessiert.

@jackz: die stellenweise übertriebene Gewaltbeschreibung ist durchaus gewollt, dennoch kann ich deine Abneigung dagegen nachvollziehen.

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Es ist keine Leichte aufgabe über soetwas zu urteilen. auch wenn mich jemand auf offener Straße fragen würde, von wem diese Passage wohl stammen könnte, so würde ich an einen großen Autor denken...denn danach klingt es...es ist Teil eines meiner Meinung nach groß werden Werkes. Ich drücke dir die Daumen.

erlgrey

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grundsätzlich find ichs ned so krank geschrieben.. die detaillierte beschreibung seiner umgebung is vielleicht ned wirklich meins
nun obs schlecht ist oder ned ... darüber kann man streiten aba es passt imho ganz gut zur story selber

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Erinert mich an eine Geschichte aus einer Sammlung von Hororgeschichten, die dem Bram Stoker Award gewonnen hat.

In dieser Story ging es kurz gesagt auch um Sex und Blut, und sie war so geschrieben, dass man einerseits erregt, andererseits aber auch nah am Kotzen war.

Wie gesagt, es ist nur eine Erinnerung, sehr bewegt hat mich die Story nicht, und krank scheint schnell etwas. Da es aber nur ein Ausschnitt ist, kann ja noch einiges drinstecken.
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