Der 2te Ausflug an diesem Weekend führte uns in ein sogenanntes Township. Dieses Thema möchte ich ausführlicher behandeln...
Gleich vorweg: Die Fotos entstanden allesamt mit Genehmigung der fotografierten Personen. Immer zuerst Fragen, danach fotografieren... 1. Weil man das Einverständinss benötigt und 2. Wenn die Person das als unhöflich empfindet zieht man schnell den Ärger auf sich.
Hier mal zur Erklärung:
Was ist ein Township ??Townships sind die Bezeichnung für die während der Apartheid in Südafrika und im südafrikanisch verwalteten Namibia eingerichteten Wohnsiedlungen für die schwarze, die farbige oder die indische Bevölkerung. Sie besitzen auch heute noch die Ausmaße von mittleren und großen Städten.
Sie waren Teil der so genannten „idealen Apartheidsstadt“, in der alle Rassen durch so genannte „buffer zones“ in Form von physischen Barrieren, Verkehrsanlagen, Industrieeinrichtungen oder unbebauten Landstücken getrennt wurden.
Die Größe einer Township ist bevölkerungsstatistisch nur sehr schwierig erfassbar. Ihre Lage erstreckt sich meistens an den Stadträndern. Die einzelnen Behausungen, so genannte „Shacks“ (engl. für Baracke, Bretterbude), sind meistens vollkommen ungeordnet gebaut. Nichtsesshafte Bewohner kommen und gehen. Aus dem gleichen Grund ist es auch allgemein schwierig, eine Aussage zu machen, wie schlimm oder gut die Verhältnisse sind.
Häufig wird beim Begriff Township an massenhafte Behausungen aus Wellblechhütten, Pappkartons und eine extrem hohe Bevölkerungsdichte gedacht. Es werden eine hohe Kriminalität, große Armut, Hunger, Krankheiten und hohe Gewaltbereitschaft Weißen gegenüber vermutet.
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Wir waren in
Khayelitsha. Es ist das drittgrößte Township Südafrikas. Es liegt am Stadtrand von Kapstadt in den Cape Flats. Khayelitsha ist der Xhosa-Name für Neue Heimat.
Hier mal der Lageplan:
vermutlich leben mehr als 1,9 Million Menschen in Khayelitsha, davon 90 Prozent Schwarze und 10 Prozent Coloureds (Farbige, Mischlinge). Innerhalb des Townships wird fast nur Xhosa gesprochen. Es besteht vor allem aus Hütten aus Blech, Holz und Pappe.
Khayelitsha entstand, nachdem 1950 der Group Areas Act erlassen wurde. Er verbot Schwarzen, in südafrikanischen Städten zu wohnen. Nach Ende der Apartheid 1994 kamen hunderttausende Schwarzer aus ländlichen Gegenden in die Stadt in der Hoffnung, Arbeit zu finden.
Ursprünglich wurde dieses Township für etwa 40.000, danach für 150.000 und danach für 500.000 Menschen geplant. Das grundlegende Problem besteht darin, das einfach immer wieder an den Rändern dazugebaut wird, und somit eine Expansion schwer zu verhindern ist. Wenn man bedenkt das es ürsprünglich für nur 40.000 Leute geplant war und heute knappe 2 Mio Menschen auf einer Fläche von ca. 47 Quadratkilometern leben, weiss man was ich meine...Die Arbeitslosen Rate ist ebenfalls sehr hoch... laut Schätzungen liegt sie bei etwa 80 %.
Nähert man sich von der anliegenden Hauptstrasse an, sieht man schon die ersten Ausläufer die am Rande einfach angebaut wurden...
Fährt man weiter nimmt die Dichte immer mehr zu, bis man schliesslich in die kleine Stadt abbgiegen kann.. spätestens jetzt kann man in etwa erahnen, was einen erwartet...
in Khayelitsha hat man sich von Anfang an bemüht eine Gewisse "Grundinfrastruktur" aufzubauen, was so viel bedeutet wie, asphaltierte Strassen, Kirchen, Geschäfte... Es funktioniert zwar nicht überall aber doch:
Wir haben einen Tour Guide bei uns der uns in diesem Township herumführt... Alleine ist es einfach nicht empfehlenswert als Weisser hier seine Runden zu drehen.... Es ist zwar nicht jeder ein potentieller Verbrecher, aber trotzdem wird einem davon abgeraten...
Unser Tour Guide kennt die Menschen, und hat viele Bekannte in dem Township... unser erstes Ziel ist eine Hütte abseits der Hauptstrasse... hier lebt "Golden" (englsicher Name, den Xhosa Namen hab ich leider vergessen) mit seiner Familie...
"Golden" verdient sein Geld damit, getrocknete Blumen anzumalen, und Blumen aus Blechdosen zu basteln...Als wir ankamen schlief er noch, aber er wurde von unserem Tour Guide durch lautes Pochen geweckt... Hier mal seine kleine Werkstatt die ihm gleichzeitig als Verkaufsraum dient...
Der Tour Guide hat ihm eine leere Dose Cola mitgebracht über die er sehr erfreut ist... er zeigt uns wie er seine Blumen herstellt.... Mit wenig Werkzeug, aber viel Elan fängt er gleich mal an uns zu zeigen wie er das handhabt...
5 Minuten später ist die Blüte auch schon fertig... diese wird einfach mit ein wenig Schuhkleber fixiert... Die fertige Blume schenkte er uns dann...
In seinem Laden verkauft er diese für so ca. 30 Rand... das sind ca. 3 Euro... Wir kauften ihm noch 2 angemalte Kunstwerke ab...
Jetzt gings weiter entlang der Hauptstrasse zu der Behausung des Bruders unseres Tour Guides... eigentlich ist es nicht der richtige Bruder aber unser Tourguide wurde praktisch in die Familie adoptiert und erhielt als Weisser einen Xhosa Clan Namen da er sich für Projekte innerhalb des Townships arrangiert...
Entlang der Strasse sind immer wieder kleine Läden oder kleine Friseursalons so wie dieser hier neben einer Haltestation:
Kaum ein paar Meter weiter auch schon die erste Demonstration die aber sehr gesittet, dank Polizei, abläuft:
Diese Bild entstand auch gleich neben der Strasse... man beachte Das Cola Schild auf dem "No Else Place" geschrieben steht und darunter der Haufen Holz und Müll...
Angekommen beim Haus, und nun mitten im tiefsten Township, kommen auch schon die ersten Kinder... Man muss sich vorstellen hier ist man so etwas wie ein Kinder Magnet als Weisser.... wir wurden sofort bei der Hand genommen und waren von ca. 15 Kindern umgeben... einserseits ist es das Unbekannte, weil diese es nicht gewohnt sind Weisse zu sehen, auf der anderen Seite wissen Sie, dass sie immer etwas bekommen... entweder Süssigkeiten, Luftbaloons oder andere Kleinigkeiten...
Es ist jedoch nicht gut wenn man den Kindern hier Geld gibt... das verursacht nur Neid und Gewalt... Ein kleiner Junge läuft mir am Marktplatz über den Weg und sieht meine Kamera... unmissverständlich gibt er mir zu verstehen das ich ihm bitte mit seinem 5 Rand (ca. 50 Cent) Stück fotografieren soll.. Wie man auf dm Foto erkennt ist er sehr stolz... auch wenn es nur ein kleiner Betrag für uns ist... Hier ist es ein kleines Vermögen... Ich zeigte ihm das Foto auf dem Vorschau Bildschirm und er war noch stolzer und er lächelte mich an...
Hier ist noch ein Foto von dem Marktplatz den wir durchstreift haben...
Die Reise ging weiter entlang der zahlreichen Behausungen, und die Kinder wurden immer mehr... auch dieser Junge hat sich uns angeschlossen, da er hier alleine herumstand...
Hier im Bild sieht man den Bruder des Tour Guides beim Süssigkeiten verteilen. Am Wegrand sind wir kurz stehen geblieben um diese zu kaufen... Die Kinder erwarten das direkt von einem... und auch hier haben wir bemerkt das es schnell zu Neid kommt und sogar zum gerangel.. Doch da hat unser Tour Guide gleich durchgegriffen und die kleinen in die Schranken gewiesen..
Immer wieder streifen wir durch kleine "Nebengassen" und treffen immer wieder interessante Leute....Grundsätzlich ist man hier sehr freundlich zu uns und ich persönlich habe auch das Gefühl willkommen zu sein... Ich muss aber auch zugeben das ich doch immer herumsehe, was um mich passiert... ich bin es einfach nicht gewohnt und es ist einfach eine ganz andere Welt...
Ein paar der Kinder fordern mich immer wieder auf sie zu fotografieren und es entstanden irgendwie Bilder die eine ganz eigene Stimmung verbreiten...
In jedem solcher Townships gibt es sogenannte "Traditional Healer" Die auf Ihre ganz eigene Weise die Leute Heilen... ich wollte umbedingt zu so einem Healer gehen, doch das brauchte ich nicht weil er lief mir über den Weg... Nach einem Gespräch mit Ihm stellte sich herraus das er sich auf die Kunst des Voodoo spezialisiert hat...
Nach unserem Spaziergang durch die Shacks fuhren wir dann zu dem kleinsten Hotel in Südafrika das zu unserem Glück genau in diesem Township stationiert ist... Hier hat sich die Besitzerin Vicky ein eigenes Hotel aufgebaut das Besucher aus aller Welt anzieht... es ist zwar nicht sonderlich groß, und auch nur für 1 - 4 Leute, aber es ist ein Hotel...
Hier mal von Aussen, eine besser gebaute Wellblechhütte sozusagen:
Und von innen dann die Überraschung, wie schön es doch sein kann, und das die Aussenhaut nicht wirkich etwas über das Innere Aussagen kann...
Das Gebäude gegenüber gehört auch noch zu Vickys kleinem Hotel...
Vom Balkon aus hat man eine schöne Aussicht über diesen Teil des Townships...
Einer von vielen Zahlreichen Supermärkte neben der Strasse... Der Begriff Supermarkt bekommt hier eine ganz neue Bedeutung....
Irgendwann war es aber dann soweit, und die Zeit war Reif die heimreise anzutreten... eigentlich schon aus dem Township raus, aber immer noch deutlich die Ausläufer zu erkennen...
Auf dem Rückweg sehen wir noch eine der zahlreichen offenen Kirchenmessen die unter freiem Himmel stattfinden...
Es war ein sehr beeindruckender Ausflug, viele interessante Menschen mit denen wir gesprochen haben, eine neue Kultur kennen gelernt und vor allem viele Eindrücke bekommen, wie sehr wir uns eigentlich glücklich schätzen können mit dem was wir haben und wie wir leben...
Khayelitsha hat mich bestimmt nicht das letzte mal gesehen...