Servus,
zu allererst muss ich sagen, dass das Problem nicht direkt meines ist sondern das meines Vaters.
Kurze Vorgeschichte damit man einen Überblick hat.
Mein Vater ist Feinmechaniker/Dreher, Jahrgang '57, hat lange Jahre in ein und dem selben Unternehmen gearbeitet in dem er auch gelernt hat.
So ein richtiger Vorzeigearbeiter, raucht nicht, trinkt nicht, kommt überpünktlich in die Arbeit, macht seine Arbeit immer sehr gewissenhaft und geht auch wieder pünktlich
So hat er die Jahre runtergeradelt und eigentlich hat immer alles gepasst, in der Hoffnung eines Tages in dem Unternehmen in Pension gehen zu können.
Dann vor etwa 10 Jahren der erste Schock, die Firma baute Personal ab, weil die Auftragslage immer schlechter wurde, bis sie schließlich komplett zugesperrt hat. Mein Vater war einer der letzten von den „Alten“ der gekündigt wurde.
Mit der Meinung „Ich arbeite nur das was ich gelernt hab, was anderes mache ich nicht“ kommt man heutzutage aber nicht weit, vorallem wenn die ganzen Kollegen auch am Arbeitsmarkt sind, und dementsprechend schwierig gestaltete sich die Arbeitssuche, bis er schlussendlich von einem ehemaligen Kollegen hörte, dass ein „kleines“ Familienunternehmen noch Leute sucht und er dort anfangen könne.
Waren alle (Familie) sehr erleichtert weil wir schon dachten dass er in seinem Alter nix mehr finden würde.
Einziger Wehrmutstropfen, damals schon, dass er halt in der neuen Firma Aufgaben und Tätigkeiten aufgedrückt bekam die vorher nicht in seinem Aufgabengebiet lagen, angefangen beim Aufsperren der Firma in der Früh und Schließen am Abend, Termindruck und das ständige Bangen um den Job weil einem der Chef sagt, dass man gehen muss wenn die Auftragslage sich verschlechtert.
Hat dann aber doch drei Jahre mehr oder weniger gut hinter sich gebracht immer in der Hoffnung doch noch irgendwo was anderes zu finden.
Bis dann relativ unerwartet ein Anruf von der alten Firma kam, die mittlerweile von einem bekannten deutschen Unternehmen gekauft wurde, Welches wiederum von einem großen amerikanischen Unternehmen geschluckt wurde, dass man ihn wieder einstellen würde, in einer ähnlichen Stelle mit etwas mehr Aufgaben und zusätzlichen Tätigkeiten.
Sprich er ist dann ne zeitlang mit dem Lieferwagen durch die Stadt gefahren und hat von Lieferanten Pakete geholt bzw. hin geliefert oder sonstige Botendienste für die Firma gemacht.
Arbeiten am PC (Emails checken, …). Zusätzlich zu seiner normalen Arbeit, ist in einer kleinen Abteilung mit 4 Leuten + Meister und Lehrling. Lauter alte Hasen die wissen wie es geht und mehr oder weniger selbstständig arbeiten.
Im Großen und Ganzen hat es gepasst. In der Abteilung sind halt alle ähnlich alt, sprich es ist abzusehen dass da mal einer in Pension geht. Was jetzt vor kurzem passiert ist. Ein Kollege meines Vaters hat sich im Betrieb so ne eigene Position erarbeitet wo er der „Mann für Alles“ ist. Scheint ein geschickter Feinmechaniker zu sein und macht Sachen die sonst keiner kann.
Da der jetzt jedoch in Pension geht hat der Meister meinem Vater verkündet, dass das in Zukunft er machen wird, zusätzlich zu seiner normalen Arbeit und zusätzlich zu der Aufgabe den Lehrling zu betreuen und mit der Arbeit im Betrieb vertraut zu machen. Den Lehrling soll er quasi als Hilfe sehen.
Die anderen Kollegen haben da im Vorfeld schon abgeblockt und im Endeffekt hats mein Vater abbekommen weil er halt auch den Ruf hat, er macht alles und leistet auch ned groß Widerstand.
Nur ist das meinem Vater alles zuviel, man merkt auch privat, dass er ned gescheit schläft und sehr angespannt ist.
Haben ihn dann soweit bekommen, dass er zum Vorgesetzten geht und sagt, dass er sich das ned zutraut. Woraufhin der mit der Geschäftsleitung eine Krisensitzung einberufen hat weil wenn die Aufgaben des ausscheidenden Kollegen keiner machen kann müssen sie die kompletten Aufgaben der Abteilung an ein externes Unternehmen auslagern (zufälligerweise genau dass wo mein Vater vorher gearbeitet hat 3 Jahre) und die Abteilung wird zugesperrt. Das ist jetzt noch ne zusätzliche Belastung für ihn.
Bin froh dass er zumindest den Mut gefasst hat zum Chef zu gehen und zu sagen, dass er das ned kann und es ihm zuviel ist.
Trotzdem kommts mir vor als würden sie die ganze Verantwortung für den Fortbestand der Abteilung auf meinen Vater abwälzen und ihm ein schlechtes Gewissen einreden damit er nachgibt.
Was aber momentan sicher nicht passieren wird.
Weiß nicht was ich ihm raten soll, vom Chef als auch vom Betriebsrat ist keine Hilfe zu erwarten, hätte nur gesagt mit der Schilderung des Falles entweder zur Gewerkschaft oder zur Arbeiterkammer gehen.
Mich würde interessieren was ihr darüber denkt und vielleicht hat ja jemand was ähnliches selbst oder im Verwandten- / Bekanntenkreis erlebt und kann nen Ratschlag geben wie man sich am besten verhält.
Danke fürs Lesen des langen Textes (hab ihn jetzt zweimal neu tippen müssen weil ich zweimal nicht eingeloggt war im Forum und dann alles weg war, vermutlich ist die Sitzung abgelaufen)