Nun gut, dann poste ich halt mal probweise in diesem Thread eine meiner Stories. Ist sicherlich keine, bei der einem danach die Sonne aus dem Hintern scheint, aber irgendwie mag ich sie. Wenn man das von den eigenen Sachen sagen kann, ohne großkotzig zu wirken.
Die Story heißt
Im HofIch öffnete die Augen. Verschwommen nahm ich meine Umgebung wahr. Irgendwas stimmte mit meinem Blickfeld nicht. Ich musste ein paar mal blinzeln, ehe ich halbwegs etwas erkennen konnte. Ein süßlicher, metallener Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Ich fuhr mit meiner Zunge, die sich seltsam geschwollen anfühlte, über die Innenseite meiner Zahnreihen. Da fehlten ein paar! Ohne besondere Überraschung merkte ich, dass ich auf dem Bauch lag und alle Viere von mir gestreckt hatte. Langsam zog ich meine Arme zu meinem Körper hin. Sie fühlten sich bleiern an, als hätte ich wochenlang Ziegelsteine geschleppt. Meine Rippen schmerzten, als ich versuchte, mich hochzustemmen. Irgendwie schaffte ich es trotzdem. Etwas Blut tröpfelte mir aus der Nase, ich sah den Tropfen nach, wie sie im Gras unter mir verschwanden. Abermals fuhr ich mit meiner Zunge über meine Zähne. Ein paar hatten sich verabschiedet und offensichtlich hatte ich meine Zunge verletzt. Mein gesamter Mund pochte und summte unangenehm.
Ich richtete mich träge auf und versuchte festzustellen, wo ich verletzt war. Okay, meine Zähne waren etwas angeschlagen, meine Zunge auch. Stöhnend griff ich mir an die Rippen. Mindestens zwei waren im optimalsten Fall angeknackst, die Schmerzen waren unerträglich. Mein Nasebein war möglicherweise gebrochen, ich vernahm erst jetzt das pfeifende Geräusch beim Einatmen. Meine Hände waren zerschunden und blutig. Mein ganzer Körper schrie auf und fühlte sich an, wie durch den Wolf gedreht.
Langsam versuchte ich aufzustehen. Als mir schwarz vor den Augen wurde, hielt ich kurz inne, ging erneut in die Hocke und versuchte es nach ein paar Mal durchatmen erneut. Ich befand mich in einem Hinterhof. Es gab ein paar Bäume, Gebüsch und jede Menge Gras. An der Stelle, an der ich gelegen hatte, war es plattgedrückt. Ich musste hier eine ganze Weile gelegen haben. Ich musterte die Umgebung etwas genauer. Nichts kam mir bekannt vor. Wie zum Teufel war ich hierher gekommen? Was war passiert? Ein Überfall? Möglicherweise hatte man mich zusammengeschlagen und hier einfach liegen lassen. Ein schrecklicher Gedanke überfiel mich. Ich fasste mir sofort an den Hintern und an die Front. Erleichtert atmete ich auf, es hatte sich niemand daran zu schaffen gemacht.
Ich machte ein paar kleine Schritte zu einem Durchgang am hinteren Ende des Hinterhofes. Krampfhaft versuchte ich mich daran zu erinnern, was passiert war. Die Schmerzen waren schlimm. Ich merkte, dass ich beim Gehen das rechte Bein etwas nachzog. Das dazugehörige Knie war geschwollen, das Hosenbein rundherum gespannt.
Keuchend erreichte ich den Durchgang, der in einen dunklen Gang führte. Offensichtlich endete der Gang an einem Haustor, das zur Straße führte, ich konnte in der Nähe Straßenlärm ausmachen. Ich humpelte weiter, fest entschlossen den nächstbesten Passanten zu bitten, er möge eine Ambulanz rufen. Ich musste ins Spital, weiß der Teufel, wo ich überall verletzt war. Das Blut, das mir immer noch aus der Nase tröpfelte beunruhigte mich langsam etwas.
Ich erreichte pfeifend und keuchend das Haustor, öffnete es und hinkte durch. Ich befand mich auf einer Straße, keine Frage. Es fuhren Autos vorbei, auf der anderen Straßenseite gingen zwei Passanten spazieren. Mir fiel auf, dass ich schwitzte. Erschöpft lehnte ich mich an die Hausmauer und versuchte nachzudenken. Was war passiert? Mir kam diese Straße ebenfalls unbekannt vor. Ich konnte jedoch nicht ausschließen, schon mal hier gewesen zu sein. Sah es meiner Wohngegend ähnlich? War es das? Ich überlegte. Mit der Wucht eines Vorschlaghammers wurde mir erneut klar, dass ich nicht nur die geringste Ahnung hatte, was mir passiert war. Ich hatte keine Ahnung, wo ich wohnte! Schlimmer noch, auch wenn mein Leben davon abgehangen hätte, ich hatte keinen blassen Schimmer, wer zur Hölle ich eigentlich war!
Ich rutschte an der Hausmauer abwärts und blieb zitternd sitzen. Eine Schauer jagte den nächsten. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Waren vor einigen Minuten noch ein paar Leute zu sehen gewesen, waren jetzt alle fort. Niemand schien sich auf dieser Straße herumzutreiben. Ich war verzweifelt, hatte keine Ahnung, was ich nun machen sollte. Einer inneren Stimme folgend erhob ich mich ächzend nach einigen Minuten und durchsuchte meine Hosentaschen. Das T-Shirt, dass ich anhatte war schmutzig, durchgeschwitzt und blutgetränkt. Meine wunden Finger suchten in meinen Hosentaschen nach irgendwelchen Gegenständen, die mir einen Hinweis auf meine Identität geben konnten.
In der rechten Hosentasche befanden sich einige Münzen, die linke war leer. Ich fuhr mir an die Hintertaschen. Wie ich vermutet hatte, befand sich in der rechten Gesäßtasche meine Brieftasche. Ächzend zog ich sie heraus, meine Rippen machten mir schwer zu schaffen. Ich öffnete sie und suchte nach Ausweisen von mir. Kein Führerschein, keine Zulassung. Hatte ich überhaupt einen Führerschein? Kein einziger gottverdammter Ausweis mit einem Foto von mir darauf. Mir fiel ein, dass ich mich nicht mal daran erinnern konnte, wie ich aussah. Panik stieg in mir auf. Schluchzend durchsuchte ich weiter meine Brieftasche. Ich fand einen Blutspendeausweis. Da stand ein Name, die Blutgruppe und eine Adresse an die dieser Ausweis geschickt werden sollte, falls er verloren geht. Marktgasse 14. Noch nie gehört. Ich hatte allerdings auch keine Ahnung, wo ich mich gerade befand.
Immer noch schluchzend beugte ich mich vor, um einen Blick auf die Nummerntafel des Hauses zu werfen bei dem ich stand. Da stand Marktgasse 14. Ich blinzelte kurz und blickte erneut hin. Eindeutig, da stand die Adresse aus dem Blutspendeausweis. Ich schüttelte erschrocken den Kopf. Wenn ich hier wohnte, müsste ich mich doch daran erinnern! Momentan kam mir das alles hier genauso bekannt vor, als wenn mich jemand in einem Außenbezirk von Paris ausgelassen hätte. Zutiefst verängstigt blickte ich mich noch mal um. Doch so sehr ich mich auch bemühte, es läuteten keine Erinnerungsglocken.
Ich sah mir den Ausweis noch mal an. Da stand eine genaue Adresse. Dritter Stock Tür 14. Ich humpelte langsam zur Tür und stieß sie ächzend auf. Ich musste wissen, ob ich hier wohnte und was zur Hölle geschehen war. Die Schmerzen in meinem Knie und in meiner Seite machten mich rasend, ich beschleunigte meine Schritte dennoch. An den Treppen angekommen packte ich das Geländer und zog mich mühsam hoch. Jeder meiner Schritte wurde von einem heiseren Schrei begleitet. Irgendwie schaffte ich es in den dritten Stock vor die Haustür 14. Ich fuhr mit meinem Handrücken über meine Nase und zuckte zurück, als ich den stechenden Schmerz verspürte. Als ich die Tür musterte, fiel mir ein Namensschild auf. War das mein Name? Er kam mir nicht im geringsten bekannt vor. Ich schnappte die Klinke, öffnete die Tür, die Gott sei dank nicht verschlossen war, und trat ein.
Überall brannte Licht. Ich ging durch ein Vorzimmer direkt in ein geräumiges Wohnzimmer. Die Wohnung war hübsch. Offensichtlich hatte ich Geschmack. Ich sah mich um, irgendwo musste ein Telefon sein, jemand musste mich verarzten , ich fühlte mich beschissen. In einer hinteren Ecke sah ich das Telefon stehen. Mit einem Seufzer der Erleichterung ging ich darauf zu. Jemand würde sich um mich kümmern. Ich war zwar verletzt, aber immerhin konnte ich noch gehen. Ich hatte zwar möglicherweise einiges an der Birne abbekommen, aber das war vermutlich nur temporär oder wegen des Schocks. Irgendwann würde die Erinnerung zurückkommen.
Ich schnappte mir das Telefon. Glücklicherweise konnte ich mich an die Nummer des Notrufes erinnern. Ich wählte die Nummer und stellte mich vor ein geöffnetes Fenster. Ein Tonband ersuchte mich noch ein wenig zu warten, es würde sich bald jemand melden. Als ich einen Blick aus dem Fenster warf, wurde mir plötzlich kalt. Da unten konnte ich noch genau die Umrisse erkennen, die ich hinterlassen hatte. Keuchend ging ich rückwärts, bis ich an einen Couchtisch stieß. Verwirrt blickte ich nach unten. Da lagen einige Briefe und ein Zettel mit Handgeschriebenem. Ich schnappte mir einen der Briefe. Es war ein Befund.
Langsam ging ich zu Boden. Ich hörte, wie sich jemand im Telefon meldete. Ein Befund. Ich fand es seltsam, dass ich mich noch immer an nichts erinnern konnte. Langsam dämmerte mir, was passiert war. Ein Bluttest. Eine Stimme fragte nach, ob alles in Ordnung sei. Nein. Es war verdammt noch mal nichts in Ordnung! Mühsam rappelte ich mich hoch, hinkte zum Fenster, setzte mich an Fensterbrett und schloss die Augen.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen bin. Ich hörte, wie sich jemand an der Wohnungstür zu schaffen machte. Offensichtlich hatte mein Anruf jemanden alarmiert. Waren echt auf Zack, die Jungs. Ich fragte mich, wie viel Jahre es wohl noch dauern würde, bis man dieses gottverdammte Virus ausgerottet hatte.
Ich musste eine Entscheidung treffen.
Ich traf sie.