Angst vor Dynamo Dresden

Wen dieser Verein aufsteigt, atmet die Regionalliga auf. Wo Dynamo spielt, knallt es regelmäßig. Dort gibt es dann Schwerverletzte, zerstörte Busse. Steine fliegen. In Dresden resignieren sie schon. Von Andreas Böni

Ursprünglich wollte Boyan nur seinen Lieblingsverein St. Pauli anfeuern. Mit seinem Vater Manfred fuhr der 15-jährige in einem der acht Fanbusse zum Regionalliga-Spiel bei Dynamo Dresden. Aus Jux trug er einen Bauhelm. Boyan hatte davon gehört, wie gefährlich die Dresdner Fans sein sollen. Hinterher war Boyan froh das er den Helm getragen hatte. Der Helm rettete ihm womöglich das Leben. Fußball in Dresden ist für Gästefans kein Spaß. Als Sport-Bild vorige über die mögliche Rückkehr von Dynamo Dresden in den bezahlten Fußball berichtete, erreichten die Redaktion viele Briefe von Fans, die Dynamo alles Gute im Aufstiegskampf zur 2.Liga wünschten. Dann hätte die Regionalliga endlich Ruhe vor dem 1.FC Dynamo und seinen Brutalo-Fans!

Sechs von zwölf befragten Regionalliga-Klubs berichteten von gelegentlichen brutalen Attacken und Übergriffen von Dynamo-Rowdys im vergangenen Jahr. Am 27.September wurde einem Chemnitz-Fan (Name der Redaktion bekannt) das Gesicht zertrümmert, als ein Dynamo-Anhänger sinnlos einen Stein in die Menge warf. Das Opfer erlitt Kiefer- und Augenhöhlenbruch, lag im Koma und schwebte in Lebensgefahr. Heute ist er arbeitsunfähig und hat den Geschmackssinn verloren. Bis heute traut sich dieser Fan in kein Stadion. Äußern möchte er sich nicht.

Der Täter - vorher nie auffällig - hat sich entschuldigt, muss aber wegen versuchten Totschlags 15 Monate hinter Gitter. Die Reaktion aus Dresden? Torsten Rudolph, Vorsitzende des Dresdener Fan Projekts klingt resigniert, wenn er sagt: >>Es hört sich blöd an: Aber wenn große Fanmassen kommen, passiert immer etwas. Es ist halt so. <<
Auch beim Spiel am 28. November gegen Braunschweig flogen Steine, damals auf die Fanbusse. >>Das war ein Flutlichtspiel, da können immer irgendwelche Idioten im Schutz der Dunkelheit für Chaos sorgen<<, sagt Rudolph. Probleme mit der Abfahrt des Gästebusses gab es auch neun Tage später nach dem Spiel gegen Wattenscheid 09. David Goralski, Wattenscheids Fanbeauftragter: >>Plötzlich trat einer gegen unseren Bus. Der Fahrer sprang raus und stellte ihn. Sofort waren 30 Dynamofans zur Stelle und bedrohten ihn. << Die Polizei verhinderte Schlimmeres. Dresdens Fanbeauftragter Rudolph nennt den Busfahrer >>sehr mutig<<.

Anzeige erstattet haben die Fans von Paderborn. Ihnen wurde am 3.Mai 2003 eine Zaunfahne geklaut. Brutal wurden die Paderborner Fans am Hauptbahnhof über die Gleise gejagt. Normalzustand in Dresden? Rudolph: >>Leider ja. Das Klauen von Fahnen und Schals gab es immer. Es macht den Fußball nicht brutaler. <<
Noch immer wütend ist der Wuppertaler SV über die Dynamofans. >>Sie verwüsteten am 13.März unseren Gästeblock. Sie rissen die Zäune nieder, wir mussten eine Stahlbaufirma beauftragen - es könnte uns eine fünfstellige Summe kosten<<, sagt Christian Schindler, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Dynamo Präsident Jochen Rudi kontert: >> Unser Sicherheitsdienst hatte schon vor dem Spiel festgestellt, das der Zaun defekt war. <<

Die Fans von Dynamo Dresden - ein Haufen von Chaoten und Randalierern? Torsten Rudolph hat zumindest Verständnis für die aufgebrachten Gäste: >>Ich kann jeden Fan verstehen, der nicht nach Dresden kommt. Nach dem Spiel gibt es wirklich große Probleme. << Präsident Rudi meint, die Diskussion rund um Dynamo Fans würden vor allem durch den schlechten Ruf aufkommen. Daran seien die Krawalle von 1991 nach dem Europapokal-Spiel gegen Roter Stern Belgrad (Dynamo wurde international zwei Jahre gesperrt) und von 2002 nach dem Derby gegen den Dresdner SC schuld, so sein Endruck. Damals wurden 43 Beamte verletzt, drei davon schwer. Die Polizei ermittelte wegen Totschlags gegen Dynamo-Fans. Präsident Rudi sagt: >> Kein Verein geht so sensibel mit den Fans um wie wir. << Im Stadion habe Dynamo nie Probleme, weil rund 160 Hooligans Stadionverbot haben. Rudi: >> Außerhalb des Stadions ist die Polizei zuständig. << Und die macht taktische Fehler, sagt Fanprojektleiter Rudolph: >> Der Weg, durch den sie die Gästefans zum Bahnhof oder zu den Bussen schleusen, ist links und rechts gesäumt von Dynamo Fans. Am Bahnhof warten etwa 1500 von ihnen auf den Showdown. Viele sind nicht gewalttätig, wollen nur zusehen, wie es knallt. Das ist moderner Voyeurismus. <<

Der 500 Meter lange Rückweg vom Dynamo-Stadion ist für Gästefans ein Spießrutenlauf. Boyan, der St. Pauli Fan mit dem Bauhelm, hat es selbst erlebt. Draußen begannen die Schlägereien. Aus Angst trug Boyan den Helm sogar im Bus. Plötzlich knallte es, eine Scheibe ging zu Bruch. Ein Stein, groß wie eine Faust, traf gegen den Helm. Geschockt sah Boyan den Stein, er lag neben ihm auf dem Sitz. Der Helm hatte ihm das Leben gerettet. Heute sitzt der Schock tief. Boyan geht weiter zum FC St. Pauli - aber nie mehr nach Dresden.


den Artikel hat mir gerade ein Freund geschickt und ich wollte ihn euch nicht vorenthalten... Wir haben erst diskutiert über die Fankulturen der Österreichischen Vereinen... Wenn wir soetwas lesen solltenw ir Froh sein, dass es bei uns end so is!!

mfg
waidi

das hab ich auch shcon gehört... würd ma eh gern amal a match von ihnen anschaun!!

jo
das is genau das was die "heutige hooligankultur" (sorry wenn ich es so nenne) verunglimpft

ich habe nichts dagegen wenn 100 leute spaß haben sich gegenseitig mit fäusten und füßen zu verletzen, sie stehen ja drauf und machen es freiwillig

wenn aber unschuldige hinzugezogen werden die nur fußball schaun wollen, ist es eine frechheit für mich

deswegen ist es z.b. in salzburg schon so das die ältere generation der TGS'ler sich von den jungen distanzieren

btw: es is eigentlich eh europa bekannt das dynamo einer der schlimmsten gegner in der "3. halbzeit" ist

Zitat von E.D.

hahaha sorry aber da fällt es mir schwer sachlich zu bleiben bei dieser aussage

Argumente Junge, Argumente

Fangen wir erst gar ned zu streiten an. Aber eins musst zugeben: St. Pauli hat friedliche Fans die trotzdem bei der Sache sind und hinterm Verein stehn.
Ich bezieh das gar ned so auf die Gewalt der Fans, die is bei St. Pauli ned wirklich vorhanden. Und zum "Modeverein", ich wurde auf St. Pauli aufmerksam als sie in der Saison 96/97 im Abstiegskampf waren. Also doch schon längere Zeit. Und des hat nix mit Linker Szene und Punks zu tun. Ned für mich.

Da gabs mal auf Spiegel TV glaubich war das, eine Dokumentation über Hooligans. Da schockiert mich das da oben garnicht so.

In Tschechien sinds afaik auch ziemlich arg. Da Filmens as auch wie sie sich gegenseitig eine rein haun.

Edit: Am schlimmsten soll es in Argentinien sein. Da sterben regelmäßig Leute

Zum Thema Argentinien kannst auf auf der Homepage vom Rapid-Fanclub Sempre in Olio den Groundhopping-Bericht aus Argentinien lesen. Da gehts wirklich arg zu, vor allem bei den Derbys.

Wenn man das liest, dann ist es im Vegleich dazu lächerlich, wie groß bei uns über Eisenstadt berichtet wurde.