Ich nutze jetzt mal kein Quoting und schreibe so nochmal generell zu meinen Erfahrungen mit dem Mining.
Also ich hatte 12x GTX 1070 (mit GDDR5X) und habe aus diesen Zeiten immer noch eine GTX 1080 (ROG Strix die aber nur GDDR5 hat). Die GTX 1080 habe ich nie benutzt, außer immer noch zum Spielen, da sie langsamer als die GTX 1070 beim minen war.
Die Hashraten skalieren tatsächlich recht linear, d.h. füge eine Karte hinzu und die Hashrate des Rigs steigt um den Faktor den eine Karte alleine produzieren würde. Ich hatte die Grafikkarten mit Riser Karten mit einem Celeron Mainboard verbunden, d.h. die Grundlast des Systems war tatsächlich vernachlässigbar, so dass außer dem Strom der Grafikkarten nicht viel Verbrauch da war. Betrieben wurde das ganze mit zwei Corsair 1000 Watt Netzteilen und Noctua Industrial Lüftern zur Kühlung der Grafikkarten. Die Industrial Lüfter haben mehr Strom verbraucht als das Grundsystem, aber auch vernachlässigbar wenig ggü. den Grafikkarten. Das ganze hat je nach Hashing Algorithmus bis zu 1,2 kW benötigt. Dagger Hashimoto für ETH ist z.B. deutlich effizienter und lag knapp unter 1 kW. Ich kann keine genaue Daten mehr liefern, weil das Rig nicht mehr existiert bzw. alles verkauft ist (übrigens hab ich beim Verkauf fairerweise angegeben wofür die GPUs verwendet wurden, hat aber keinen gestört, da die Karten undervolted bei niedrigen Temps betrieben wurden und ggü. Dauergaming sicher weniger belastet waren).
Das ganze lief als offiziell angemeldetes Gewerbe, mit Finanzamt und allem. Ich habe als Kleinunternehmer auch auf die so genannte Kleinunternehmerregelung verzichtet, so dass ich die Vorsteuer, d.h. die USt. auf die Grafikkarten erstattet bekommen hab. Gleichzeitig musste ich aber aus den erwirtschaften Gewinnen nicht nur ESt bezahlen, sondern auch USt in Abhängigkeit des Minings. Wenn man z.B. NiceHash benutzt war dies grenzüberschreitender Warenverkehr und keine USt abzuführen, vielmehr hätte NiceHash in Slowenien die USt abführen müssen. Ob die das wirklich gemacht haben, ist mir an der Stelle mal Schnuppe (haben sie glaube ich nicht, aber das ist deren Steuerhinterziehung). Für z.B. den Verkauf von Betriebsgütern wie den GPUs habe ich hier in Deutschland brav USt abgeführt, da ich ja auch davor die Vorsteuer kassiert habe. Die Gewinne wurden in etwa so berechnet, Einnahmen aus Bitcoin Verkauf den ich über NiceHash erwirtschaftet hab (tatsächliche EUR die am Konto gelandet sind und nicht theoretischer Wert des Bitcoin zur Entstehung) - Stromkosten.
Zu den Gewinnen, es ist zwar der Bitcoin Preis stark gestiegen seitdem ich das Mining betrieben hab, gleichzeitig ist bei allen Cryptos aber auch die Difficulty nach oben geschossen. D.h. im Ergebnis man bekommt zwar mehr für seine BTC, kann aber auch gleichzeitig weniger BTC erwirtschaften. Für die Einspeisung von Strom bekomme ich auf 20 Jahre (+ Anschaffungsjahr) 0,1189 pro kWh netto fix garantiert.
Ich stelle mal eine grobe Rechnung auf Basis der aktuellen Daten an:
(Berechnung mit Hilfe von
https://whattomine.com/)
12x GTX 1070 benötigen nicht undervolted für Ethash 1,68 kW. Mit starkem undervolting wenn die Karten es hergeben sind es eher 1 kW für das ich 0,288 Cent bezahle (die Gestehungskosten des Stroms von der PV-Anlage sind niedriger, steuerrechtlich muss ich die Privatentnahme aber auf Basis des Bezugspreises der eben 0,288 Cent / kWh ist berechnen). Ich rechne also pro Stunde 0,288 Cent Ausgaben, was schon Idealbedingungen entspricht.
Die aktuelle Hashrate bei ETH für 12x GTX 1070 soll nur mehr 312 Mh/s sein. Das ist tatsächlich DEUTLICH weniger als ich damals hatte, was an der stark gestiegenen Difficulty liegt, vergesst also meine Aussage von vorhin das die RTX 3070 in Performance / Watt mieß ist. Mit dieser Hashrate und dem aktuellen ETH Preis erwirtschafte ich ca. 1,14 EUR / Stunde.
1,14 EUR / Stunde
- 0,288 EUR / Stunde für Strom
- 0,22 EUR Umsatzsteuer (sonst kann man keine Vorsteuer bei den GPUs ziehen, d.h. Investitionskosten steigen um 19%)
- 0,17 EUR Einkommenssteuer (mein Steuersatz ist wegen Familie und Steuerklasse III extrem niedrig, die meisten würden mehr bezahlen)
- 0,25 EUR / Stunde Abschreibung der Investitionskosten (berechnet auf 3 Jahre, danach entfällt der Posten)
= 21,2 Cent / kWh netto Gewinn verbleiben
Für die Einspeisung von Strom bekomme ich 0,1189 / kWh netto Gewinn.
Das sieht jetzt erst mal schlecht fürs einspeisen von Strom aus, aber bedenkt folgendes:
- Strom für BTC & Co. verbraten, senkt den sinnvollen Eigenverbrauch von Strom im Haushalt und erhöht somit die Stromkosten die man auch privat hat. Dies hab ich in der Vergleichskalkulation oben nicht berücksichtigt. Ich habe z.B. ein Elektroauto, für dass ich zumindest im Sommerhalbjahr vom Dach laden kann.
- Der psychologische Faktor Ökostrom der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen vs. Strom "sinnlos" verbraten dürfte für den ein oder anderen sicherlich eine Rolle spielen.
- Die PV-Anlage kann auch abgeschrieben werden (auf 20 Jahre) und senkt die zu zahlende ESt ganz erheblich mehr als die paar GPUs die dann doch etwas günstiger sind (die nur auf 3 Jahre abgeschrieben werden). D.h. ESt technisch zahlt sich die PV-Anlage deutlich mehr aus, sofern man nur eines von beidem haben kann.
- Die PV-Anlage garantiert mir auf 20 Jahre + Anschaffungsjahr Einkünfte und auch im Anschluss habe ich noch den Eigenverbrauch, dann ggf. mit Anschaffung von Pufferakku optimiert. Wenn man von einer Mindestlebensdauer von 30 Jahre ausgeht, kommt da ein sehr großer Betrag an Einnahmen und Einsparungen zustande.
- Das Mining mag jetzt gerade seit ein paar Wochen etwas profitabler sein, aber die letzten 3 Jahre war es das nicht und ich möchte meinen Arsch schon gar nicht darauf verwetten, dass es 20 Jahre stabil so sein wird.
Ergebnis: Baut lieber eine PV-Anlage und investiert das Geld fürs Mining Rig in Game Stop Aktien. Die PV-Anlage ist ökologisch sinnvoller und erwirtschaftet stabile Gewinne (ok in Österreich nicht so fett da es dort keine Einspeisevergütung wie in DE gibt) und die Investition in Game Stop Aktien ist ähnlich Aussichtsreich wie die Investition in BTC, nur dass dabei deutlich weniger Strom verbraucht wird (Hochfrequenzhandel ist ein Stromfresser, aber nicht in dem Ausmaß wie Mining).
So viel zu meinen 2 Cent ...