Im Zeitalter der modernen Datentechnik und mit einer online-süchtigen Familie bleibt einem nicht andere übrig, als irgendwann doch dem Ruf des Telekom-Manns aus der Fernsehwerbung zu folgen und sich DSL zuzulegen.
Für die Leute, die im dritten Jahrtausend nicht wissen, was DSL ist, folgendes zur Erklärung:
Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf der A40 von Bochum nach Essen. Ausnahmsweise ist mal kein Stau, die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind abgeschafft und Sie sitzen in einem alten VW-Golf, Baujahr 1980. Das ist eine normale Verbindung ins Internet.
Jetzt stellen Sie sich vor, Sie steigen an der Tankstelle in Bochum-Wattenscheid in einen Ferrari um und fahren weiter. Das ist DSL (in der grauen Theorie).
Was aber passiert, wenn der Ferrari kein Benzin hat und auf der A40 Baustelle und Stau ist? Genau, dann geht gar nichts mehr. Das ist DSL in der Praxis.
Nun aber zu meiner eigentlichen Geschichte:
Vor einigen Monaten entschlossen wir uns dazu, uns DSL zuzulegen. Das Runterladen von diversen Dingen mit einem Downstream von 3 KB ist auf Dauer auch nicht mehr zu ertragen.
Schließlich offerierte uns bereits genannter vollanimierter Telekom-Mann aus der Werbung, dass man mit DSL High-Speed ins Internet könnte. (Also doch Ferrari fahren).
Voller Tatendrang und Ideen, was man denn nun mit DSL alles anstellen könnten, marschierten wir an einem Samstag Nachmittag gegen 15 Uhr in einen T-Punkt. Allseits bekannt ist ja, dass man auf DSL lange warten muss. Um so mehr freuten wir uns dann, als uns der nette Mann hinter dem Tresen mitteilte, wir könnten den Anschluß bereits in drei Wochen haben. Da wir aber nochmal durchrechnen wollten, ob wir uns das auch leisten können (die Telekom verschenkt ja nichts), und ich grundsätzlich kein Fan schneller Entscheidungen bin, baten wir darum, den Vertragsabschluss auf den kommenden Montag zu vertagen. Selbstverständlich sei das kein Problem und auch wenn wir den Vertrag erst am Montag abschlössen, bekämen wir DSL in drei Wochen.
Im Vertrauen auf die Worte des T-Punkt-Mitarbeiters erschienen wir am Montag morgen wieder im T-Punkt, um alles perfekt zu machen.
Doch welch ein Schock! DSL könnten wir bestellen, aber wir würden nicht vor den nächsten 12 Wochen angeschlossen. Hatten wir uns den am Samstag so verhört?
Nun denn, wir haderten mit unserem Schicksal, mussten uns aber beugen und unterschrieben den Auftrag. Dann sollte es halt erst später mit unserem Ferrari was werden.
Zu unserer Überraschung kam aber schon Mitte letzten Monats die notwendige Hardware, wie DSL-Modem und Splitter (für die technisch Unbegabten: das ist so was wie Motor und Reifen für den Ferrari).
Doch leider sollte der Anschluss erst Anfang des Monats freigeschaltet werden. Naja, immer noch früher als gedacht.
Am 3. opferten wir dann unseren freien Tag und installierten die Hardware, damit wir am 4. gleich lossurfen konnten.
Wie an Weihnachten rannten wir am 4. zu unserem Rechner und blickten voller Spannung auf den Bildschirm. Und da, es erschien auf dem Monitor, der Traum unserer schlaflosen Nächte: "Es kann keine Verbindung hergestellt werden."
Was war das denn?
Tja, DSL funktionierte ganz offensichtlich noch nicht. Aber Gut Ding will Weile haben, also versuchten wir es später nochmal. Bis in den Abend hinein tat sich aber nichts.
Als am nächsten Morgen (dem 5.) noch immer keine Verbindung hergestellt werden konnte, nahm mein Freund eine Gesichtsfarbe an, die ich bisher noch nicht in seinem Gesicht gesehen hatte. Ich kann mich nicht entscheiden, ob es puterrot oder eher tief-violett war.
Es griff nach dem Telefon und wählte die Nummer der Störungsstelle der Deutschen Telekom.
Eine freundliche, weibliche, unverbindliche Stimme sagte ihm, es läge eine Störung auf Seiten der Telekom vor. Man würde das aber schnell beheben. Wir würden merken, dass die Störung behoben ist, wenn die momentan rote Sync-Anzeige am DSL-Modem grün leuchtet (ungefähr vergleichbar mit der Tankanzeige beim Ferrari).
Im Glauben an die technischen Fähigkeiten der Telekom warteten wir einige Stunden ab und versuchten es sodann erneut.
Wieder nichts!
Also wieder zum Telefon und die Störungsstelle anrufen.
Eine ähnlich freundliche, weibliche, unverbindliche Stimme teilte uns mit, man habe die Störung noch nicht behoben. Ach was, wir hatten uns schon gewundert, warum die Sync-Anzeige immer noch rot leuchtet. Im Laufe diesen Tages passierte selbstverständlich nichts mehr, außer dass meine liebe Mutter auf die Idee kam, ihr Interesse an dem DSL-Anschluss zu bekunden, indem sie etwa alle ½ Stunde fragte: "Iss´ schon grüün?".
Nun denn, wir telefonierten weiterhin etwa alle 3-4 Stunden mit der Telekom mit immer dem gleichen Ergebnis. Natürlich konnte uns auch niemand sagen, was denn nun kaputt sei.
Am Samstag Mittag kam es zu einem letzten Gespräch mit der Telekom, in dem uns versichert wurde, dass vor Montag der Anschluss nicht repariert sei.
Auf meine Frage, was denn nun mit den Online-Gebühren passiere, denn schließlich bezahlten wir ja den DSL-Anschluss incl. Flatrate schon (hier wieder zur Erklärung: Flatrate ist Diesel für den Ferrari), wurde uns hoch und heilig versprochen, dass wir das Geld zurückbekämen, aber nur, wenn wir das beantragen. Na wenigstens etwas.
Montag morgens blinkte die Anzeige immer noch rot ("Nein, sie ist noch nicht grün!").
Dafür war aber unser Telefon tot. Wenn die Telekom schon unseren DSL-Anschluss nicht repariert bekam, machten sie wenigstens noch unsere Telefonleitung kaputt.
Mit einer diesmal eindeutig tief-violetten Gesichtsfarbe rief mein Freund - mal wieder - bei der Störungsstelle an. Da ich bei dem Telefonat nicht dabei war, weiß ich nicht, was er der freundlichen, unverbindlichen, weiblichen Stimme gesagt hat, aber eine halbe Stunde später klingelte hier das wieder funktionierende Telefon und eine freundliche, männliche Stimme fragte, ob die Sync-Anzeige am Modem jetzt grün leuchtete. Ja, sie war grün.
Ausprobiert haben wir den Anschluss noch nicht. Dazu möchte ich warten, bis mein Haus- und Hoftechniker von der Arbeit nach Hause kommt. Nachher mache ich noch was kaputt.
Auch wenn die Telekom damit mal wieder ihren Ruf bestätigt hat, möchte ich doch nicht unterlassen, mich bei den freundlichen, weiblichen, unverbindlichen Stimmen bei der Störungsstelle zu bedanken, die unsere mitunter aufgebrachten Beschwerden stets freundlich entgegengenommen haben.
Geht es den deutschen doch nicht besser als uns mit ihren i-net anschlüssen ? ...
Der text stammt von
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