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Van Helsing

CatEye 10.05.2004 - 17:21 735 1
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CatEye

Meisterdieb
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Weil Stephen Sommers schon mit The Mummy und deren Rückkehr für prall gefüllte Grabkammern bei der Universal in Hollywood gesorgt hat, darf er nun die heilige Grale aus dem Kanon des Hollywoodstudios entstauben, das Synonym für klassische Monsterfilme ist und dessen Aufstieg vor über sechzig Jahren zu einem grossen Teil Scheusalen wie Dracula, Frankenstein's Monster und The Wolf Man zu verdanken hat.

Die Erwartungen in die Franchise sind in der Tat monströs. Mit 150 Mio Dollar Kosten ist es eine der teuersten Produktionen in der Geschichte der Universal. Eine TV Serie ist in Planung (Transylvania). Die Klassiker werden als DVDs wieder auf den Markt geworfen. Der weltweit gleichzeitige Release ist gesetzt. Nicht zu vergessen, die neue Attraktion in den Universal Studios.
Wer den Archäologen Dr. Jones so erfolgreich wieder beleben konnte, der sollte doch in der Lage sein selbiges für Dr. Van Helsing zu bewerkstelligen. Auch wenn da letztes Jahr ein Taiwanese den Superhelden-Sommer für Universal grün(d)lich vermiest hat.

Dr. Van wer bitte? Van Helsing heisst die Figur und sein Film. Er muss schon dutzendfach in Vampirfilmen aufgetaucht sein. Denn schon im Roman von Bram Stoker, mit dem alles Transsilvanische, das uns später beglückte, seinen Anfang nahm, ist er erwähnt. Einige mögen sich vielleicht noch an Anthony Hopkins in Bram Stoker's Dracula erinnern, der damals den Prof. Abraham Van Helsing spielte. 2004 heisst er Gabriel Van Helsing (das tönt jünger und cooler), sieht aus wie der japanische Vampire Hunter D, schwingt fast so viele Locken wie Kate Beckinsale und hat endlich seine erste Hauptrolle.

In seinen besten Szenen ist Hugh Jackmans Van Helsing ein katholischer James Bond. Ein Kardinal, der im Keller des Peters-Domes eine Organisation von geheimdienstlichem Ausmass hegt, für die Zen-Mönche, Juden und Mullahs - oder waren es Taliban - gemeinsam gegen das Böse wuseln, ist sein Auftraggeber. Für ihn killt er, was den Gottesfürchtigen nicht passt. Die missionarischen Kollateralschäden werden von seiner Obrigkeit im Beichtstuhl mit ähnlichem Leidwesen zur Kenntnis genommen, wie von M im MI6-Hauptquartier. Der Mönch Karl (David "Faramir" Wenham) - ein Tüftler wie Q - wird ihm zur Seite gestellt und darf sogar mit auf die Missionen.

Von denen hat Van Helsing zwei zu erfüllen. In der ersten trifft er in Paris auf Mr. Hyde. Fragt mich nicht was Dr. Jekyll auf dem Kontinent zu suchen hatte. Auf jeden Falls scheint er neben seinem bösem zweiten Ich auch noch mit dem Glöckner von Notre-Dame eine Personalunion eingegangen zu sein. So weit so "Wait a second?!" Genaueres zu dieser Vorgeschichte kann man sich vom Trickfilm Van Helsing: The London Assignment erhoffen, der zum Kinostart auf DVD erscheinen soll. Es macht wenigstens Spass, dem stumpenrauchenden Unhold Mr. Hyde zuzusehen. Ganz anders der zweite Bölimaa, dem sich Van Helsing zu stellen hat: Richard Roxburgh als Graf Dracula ist mehr Wicht als böse und stolziert als hohler Hysteriker durch die Kulissen. Da helfen auch die 7 Meter Flügelspanne nicht mehr, wenn er sich als Hellbeast präsentiert - die etwas andere Fledermaus. Er bleibt eine lasche Fehlbesetzung.

Draculas drei blutrünstige Bräute kreischen auch ein bisschen viel und scheinen keine Brustwarzen zu haben. (Verständlich. Denn bei den budgetierten Einspielergebnissen darf man sich das PG-13 Rating nicht verscherzen). Für währschafte Zickenkämpfe mit der Zigeunerprinzessin Anna Valerious sind die drei aber immer zu haben. Mit Genuss wird eine nach der anderen abgemurkst. Bis nur noch die Schönste der drei unterschiedlich charakterisierten Vampirinnen übrig bleibt.

Gegen die gestiefelte Sanduhr, Kate Beckinsale, kommt aber auch die toughste Vampirin nicht an. Die Frau kennt, wahrscheinlich gefördert durch das jahrelange Tragen eines Korsetts, keinen Schmerz. Unzimperlich wird sie durch die Gegend geschleudert und muss auch noch die Last ihrer tragischen Familiengeschichte tragen. Soweit, dass sich das zähe Mädel an Van Helsings Schulter ausweinen muss, kommt es aber nicht. Denn sie ist noch strapazierfähiger als ihre Frisur. Ein Küsschen in Ehren kann er ihr aber nicht verwehren.

Van Helsing hat nicht viel Zeit, den Romantiker rauszuhängen. Er muss selber damit klar kommen, zwischen Heiligenverehrung und Mörderverwünschung zu wandern und im Showdown läuft ihm und seinen Verbündeten die Zeit weg. Ich sag nur, Wolverine ist nicht der einzige haarige Geselle, den Jackman zu spielen hat.

Van Helsing ist die adrenalisierte Version der klassischen Monstergeschichten. Gerade genug ironisiert, dass sie nicht ins Lächerliche fällt. Gegen Ende auch mal kitschig, langweilt sie zuvor stellenweise, auch weil die CGI nicht allerhöchstes Niveau erreicht. Viel Potential wurde mit der Einbindung der klassischen Filmmonster verspielt. Dass Frankensteins Monstrum nicht so böse ist, wie es aussieht, weiss man mittlerweile. Und Wolf Man hätte man sich gleich sparen können. Das Ende ist, man möchte fast sagen logischerweise, auf verschiedene Arten weiterzuspinnen. So werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitere Abenteuer von Van Helsing folgen. Ich freue mich nur bedingt drauf. Aber ich fand ja auch die Mumiengeschichten nicht so prickelnd.


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Redphex

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