Es gibt wieder Updates aus der Messer Akustikmanufaktur!
Vor über einem Jahr kam der oc.at-User DKCH zu mir – er hatte einen Lautsprecherbausatz von Udo Wolgemuth bestellt, aber nie die Möglichkeit gehabt, ihn zu bauen, da der Zugang zu einer Werkstatt durch eine Änderung in seinem persönlichen Umfeld wegfiel. Jahrelang lag das sauteure High-End-Equipment in seinem Keller..
Es ging um eine spezielle Variante der Duetta ADW, die (aus meiner und auch der Sicht manch anderer) nicht unbedingt eine Schönheit ist – vor allem wegen der Trennung zwischen dem Hochtonlautsprecher und dem Tieftonpart. DKCH hatte dezumals zu Udo Kontakt aufgenommen und wollte eine Mischung aus Duetta ADW und Eton2U mit WAF.
Udo hatte so etwas parat - eine mittelgroße Standbox mit der Bestückung der großen Eton2U. Der Plan sollte meines Wissens aber im Internet in dieser Form nicht zu finden sein.
Nachdem ich mit dem Bau meiner eigenen Boxen fertig war, hatte ich Zeit für DKCH, der mir den Bausatz mit Plänen (bei ein-zwei Bier [beim Pizza Mann
]) übergab und ich hab mich an die Arbeit gemacht.
DKCHs Wunsch war ursprünglich eine simpel schwarz-seidenmatt lackierte Box. Nach Sichtung des Furnierkatalogs war er aber schnell umgestimmt und entschied sich für ein helles Furnier – Bambus in Kombination mit dunklen Seitenwänden.
Das Holz kam wie üblich CNC-gesägt von Gittmair.
Die Frontplatte war schwierig zu machen – eine Schablone für den ER4? Nein, ein rechteckiger Aufsatz mit einem Fräser des richtigen Durchmesser müsste reichen. Weil gerade die Möglichkeit da war, hab ich mit einem Spezl die CNC-Fräse angeworfen. Die Rückwand wurde selbst gefräst.
Anstatt durch das Holz einfach nur zwei Löcher zu jagen und die Anschlussbuchsen einzuschrauben, ließ ich mir schwarzes 6mm Acrylglas zuschneiden, das ich entsprechend bearbeitet habe. Ein guter Bekannter hat mir via Schneidplotter mein „Logo“ gedruckt – mein Hausname, der auf jedem meiner Lautsprecher seinen Platz findet.
Nachdem alle Teile furniert wurden, hab ich die Seitenwände an den einsehbaren Stellen schwarz-Matt gelackt.
Eine mehrfärbig furnierte Box – schwer nachträglich zu furnieren – die Einzelteile mussten also im Vorhinein furniert werden. Viel Arbeit – genauer gesagt die meiste Arbeit (ca. drei Viertel der Zeit). Alle Teile, auch die Kanten wurden der Reihe nach furniert.
Der „Innenteil“ der Box musste erst geleimt und anschließend furniert werden. Anschließend wurde eine Seitenplatte aufgeleimt. Ohne sehr genauen CNC-Zuschnitt ist diese Art, einen Lautsprecher aufzubauen nicht möglich – spätestens beim Zusammenleimen von Seitenplatte und Korpus würden die Ungenauigkeiten auffallen. Nachdem das Bambus-Furnier 0.1mm dünner war als das schwarze Euroveneer, musste ich das nachher wegschleifen. Die Fuge war haptisch deutlich zu erkennen, ich hatte vorher nicht gedacht, dass diese 0.2mm so auffallen würden.
Nachdem die erste Seitenplatte drauf war, wurde gedämmt und die Weichen eingeschraubt. Die kamen von Udo Wolgemuth himself, war wohl damals ein Service für DKCH. Ich habe nichts an der Abstimmung verändert, was sich bei der Hörprobe im Nachhinein als ganz richtig herausstellte.
Die zweite Seitenplatte wurde aufgeleimt. Anschließend gings ans Schleifen.
Für das Finish habe ich mich für eine farblose Wachslasur entschieden. Seidenmatter Endlook, Kinder- und Katzenfest, kein spezielles staubfreies Equipment nötig. Eine 2k-Lackierung wäre möglich gewesen, wir haben aber aufgrund der Zusatzkosten davon abgesehen.
Anschließend wurde assembliert – auf die Kabel wurden Kabelschuhe aufgelötet, damit die Lautsprecher - falls notwendig - auch im Nachhinein einfach demontiert werden können.
Um die Chassis mir den Verschraubungen wirklich gerade in das Gehäuse einzubauen bediente ich mich eines Fadens und des ersten „schweren“ Teils, das mir in der Werkstatt unter die Augen kam – ein Keksausstecher – keine Ahnung warum der dort lag
Anschließend gings schnell hoch ins Wohnzimmer um die Geräte an den alten Sanyo anzuschließen und Dire Straits - Live on the Night anzuhören. Die Qualität: Beeindruckend perfekt! Deutsche Eton Perfektion live. Nie vorher hab ich einen Hochtöner gehört, der derart fein aufgelöst hat wie der ER4. Mein Vater (bekennender und jahrhundertelanger Visaton-Fan [irgendwoher hab ich wohl den Hifi- und Selbstbau-Schaden
]) hat fast seinen Glauben abgelegt als er den AMT gehört hat, für den er erst nur abfällige Blicke übrig hatte.
DKCH hat die Teile heute bei einem gemütlichen Probehearing kennenglernt und mitgenommen und schien sogar recht zufrieden
- wünsche ihm viel Spass damit!