Ihr wollt also ein Heimkino aufbauen ?
Ich nehme jetzt mal an, dass ein 100e Boxenset aus dem Supermarkt nicht gut genug ist.
Also läufts wohl auf einen Receiver und mehrere Boxen sowie Subwoofer hinaus.
Prinzipiell ist es egal von welchem Hersteller der Receiver ist, die unterscheiden sich sowieso nur in der Anzahl der Anschlüsse, Features und Herstellerlogo.
Was müssen wir also beachten wenn wir einen Receiver kaufen?
Anzahl der Eingänge. Das klingt angesichts der Menge an Anschlüssen auf der Rückseite zwar banal, aber oft findet man dort nur einen oder zwei Digitaleingänge. Wenn man jetzt PC, Konsole und DVD-Player anschliessen will kann es eng werden. Bei so vielen Quellen wird man vermutlich auch das Bildsignal umschalten wollen. Somit braucht man einen Receiver mit passenden S-Video oder gar HDMI Eingängen. Billige Modelle haben oft nur normale Composite (= Cinch äh RCA-Buchsen)-Eingänge.
Die nächste Stolperfalle ist die Anzahl der Lautsprecheranschlüsse. Prinzipiell reichen 5 Kanäle, aber es gibt Receiver mit 6 oder 7 Kanälen. Imho ist das Geschmackssache und für den Heimkinoanfänger nicht so relevant, aber klarerweise hat man mehr Möglichkeiten mit mehr Kanälen.
Viele legen Wert auf hohe Leistungsangaben, aber im Endeffekt ist es egal ob der Verstärker nun 5*50W oder 7*100w am Etikett stehen hat. Auf der Rückseite des Verstärkers findet man oft Aufschriften wie "total power consumption: max 313,37w". Einmal angenommen der Verstärker wird als 7*100w verkauft, genehmigt sich aber maximal nur 313,37w, dann weiss man ganz genau, dass das Netzteil zu schwachbrüstig ist, damit der Verstärker auf allen Kanälen gleichzeitig 100w liefern kann. Im Prinzip ist das ja nichts schlimmes, weil ohnehin selten auf allen Kanälen gleichzeitig ein Signal ausgegeben wird. Trotzdem gilt hier: viel hilft viel. Ich denke man ist schon recht gut unterwegs wenn eine 7*100w Endstufe 400w aufnehmen kann. Leistung kostet nunmal Geld. Perlen die angeblich 7*1000w leisten aber gleichzeitig höchstens 100w aus der Steckdose ziehen sollte man wie die Pest meiden.
Vorverstärkerausgänge oder Einschleifkanäle sind immer gerne gesehen, aber meistens nur für den ambitionierten Audionarren wichtig. Hat man das Bedürfnis Aktivboxen zu verwenden braucht man unbedingt Vorverstärkerausgänge, ansonsten bleiben die Boxen stumm!
Wir haben einen Receiver eines japanischen Grosskonzerns, der alle unsere Wünsche erfüllt gekauft. Jetzt brauchen wir "nur" noch passende Boxen dazu.
Kleine Checkliste die das Leben erleichtert:
Raumgrösse: [ ] ->10m2 [ ] etwa 20m2 [ ] etwa 30-40m2 [ ] >>40m2
Lautstärke: [ ] bis Zimmerlautstärke [ ] Kinolautstärke [ ] Rockkonzert
Wunschgrösse der Boxen: [ ] Milchkarton [ ] Regalbox [ ] Kompaktbox [ ] Standbox [ ] Waschmaschine
Unterm Strich kann man sagen: Je grösser der Raum und je lauter es sein soll umso grösser werden die Boxen. Für ein Studentenheimzimmer sind kleine 2Weg Regalboxen mit 10cm Tieftönern oder gar reine Breitbandlautsprecher durchaus ausreichend und gut. Für ein Wohnzimmer würde ich eher richtung 17cm Konuslautsprecher in Verbindung mit einer Hochtonkalotte ziehen. (Stand)boxen dürfen selbstverständlich auch 3 Wege haben, man sollte jedoch immer daran denken das es nichts umsonst gibt. 3-4 Wege Preishits für 99e/Paar sollte man immer mit besonders großer Skepsis begegnen. Irgendwie muss der Preis ja entstanden sein. Bei Hifi-selbstbau.de (
http://www.hifi-selbstbau.de/extra....ojekte#umbauten) haben sich die Herrschaften mit einigen besonders billigen Boxen befasst, ein paar lassen sich zu durchaus interessanten Schallwandlern umbauen, andere wiederum bleiben Baumarkt Gitterkistenangebote.
Wenn man sich den Aufwand mit dem Umbau zutraut, kann man auch gleich komplett selbstbauen, man bekommt dann mehr für sein Geld und hat die Möglichkeit exotische Konzepte zu verfolgen. Dem Selbstbaueinsteiger sei angeraten sich zumindest an fertigen Lösungen anzuhalten, beim 1:1 Nachbau kann klarerweise am wenigsten falsch laufen. Selbst wenn man nur kleine Regalboxen nachbaut hat man etwas selbst geleistet und kann auf sich stolz sein. Auf
http://www.lautsprechershop.de/ findet man dutzende verschiedene Bauvorschläge von vielen verschiedenen Herstellern und Zeitschriften. Interessenten können auch auf
http://www.acoustic-design-magazin.de/ schmökern, Udo Wohlgemuth versteht sein Handwerk und man kann den Bauvorschlägen bedenkenlos vertrauen. Wer mit Holz umgehen kann findet unter Umständen sein Glück bei
http://www.billfitzmaurice.com/ . Den Tuba18 Subwoofer kann ich für jedes moderate Heimkino bedenkenlos empfehlen.
All jene die kein Interesse an Selbstbau haben (und auch niemanden kennen der aushelfen würde) verweise ich gerne an die Behringer Thruth 2031p, die funktionieren und sind laut Forum gut. Vorallem kosten sie aber nur 169e pro Paar und werden für durchschnittliche 10-20-30m2 bedenkenlos ausreichen. Es gibt bestimmt auch andere Lautsprecher die "funktionieren", aber die können wir mangels Erfahrungswerten noch nicht empfehlen.
Nun kommen wir zu den Geschirrspülern, äh Subwoofern. Ich traue mich pauschal zu sagen: alles mit Chassis die kleiner sind als 12"/15" ist prinzipiell unwichtig und uninteressant, es gibt dennoch Ausnahmen wie Hornlautsprecher oder auch besonders langhubige Treiber. Ein Subwoofer soll dort übernehmen, wo unseren Hauptlautsprechern die Luft ausgeht - und das ist im Bereich von 40-50-80-100Hz, je nach Grösse und Leistungsfähigkeit der Hauptlautsprecher eben.
Wir empfehlen Mivoc SW1500A oder alternativ die Tuba18 von Bill Fitzmaurice, am Besten mehrere davon. Die TubaHT funktioniert vermutlich auch nicht schlecht, aber sie ist definitiv unhandlich. Bevor man Subwoofer anschafft ist es ratsam potentielle Hindernisse wie Türen oder Freundinnen auszumessen, es gibt nichts Schlimmeres als wenn die neu angeschafte Box nicht ins Wohnzimmer passt.
Jetzt haben wir 4 Lautsprecher, einen Receiver und einen Subwoofer. Wie stellen wir nun die Anlage auf? Die Mitteltöner der Boxen sollten in etwa auf Ohrhöhe sein, also werden wir bei Kompaktboxen Ständer verwenden müssen. Ambitionierte Heimkino-Neulinge haben zwei oder gar vier grosse Subwoofer gekauft und sparen sich somit die Ständer für die Kompaktboxen. Die Rearlautsprecher sollten ebenfalls mehr oder weniger auf Ohrhöhe aufgestellt werden, Wandhalterungen sind da praktisch. Wichtig ist das wir zumindest einen Meter Abstand zwischen den Kinobesuchern und Lautsprechern haben, möglicherweise wird man das Sofa einen Meter von der Wand wegschieben müssen. Sollte das nicht möglich sein, würde ich auf die Rearlautsprecher verzichten oder nach einer kreativen Aufstellungs-/Boxenlösung suchen. Selbst wenn das Heimkino nur in Stereo läuft erreicht man gutes Kinofeeling und man erspart sich die verhunzte Aufstellung.
Zu guter Letzt wollen wir noch das elendige Kabelthema anschneiden. Viele selbsternannte Experten meinen, dass Lautsprecherkabel die weniger als 10Euro pro Meter kosten mindertwertig sind. Ich empfehle Kabel mit mindestens 1,5mm2 besser 2,5mm2. Die überall erhältlichen Lautsprecherkabel mit durchsichtiger Isolierung sind gut genug für unsere Religion. Individualisten dürfen natürlich auch ihre Kabel selbst verdrillen, das funktioniert fast wie bei Zigarretten. Man nehme 2 gleichlange bunte Kabelstücke, verknote sie auf Beiden Enden , einen Knoten steckt man über eine Türschnalle durch den Anderen steckt man einen Bleistift und dreht ihn, besonders faule nehmen einen Akkuschrauber und einen Wandhaken. Wenn das Kabel fertig ist nähern wir uns vorsichtig der Türschnalle damit sich das Kabel wieder leicht entspannt. Wer hier zu schnell ist endet mit einem riesigen Knoten. Wenn alles geklappt haben wir jetzt ein wunderschönes highend Lautsprecherkabel.
Die Anlage steht auf ihrem entgültigen Platz, alle Boxen und Signalquellen sind angeschlossen, der Kabelbaum hinter dem Hifirack hat enorme Ausmaße angenommen und es kommen bereits die ersten Töne aus den Lautsprechern.
Die Anlage ist aber eigentlich noch nicht bereit, der Receiver muss noch eingestellt werden. In unserem Fall müssen wir dem Receiver beibringen das wir 4 Boxen haben und Subwoofer verwenden, idealerweise können wir auch das Bassmanagement so einstellen, dass sowohl der LFE Kanal als auch Töne unter zb 80hz an die Subwoofer umgeleitet werden. Für besonders bequeme gibt es auch selbsteinmessendes Equipment, trotzdem muss man kontrollieren ob die vorgeschlagenen Einstellungen zumindest plausibel sind. Insbesondere die Kanalpegel und Entfernungen zu den Lautsprechern sollten stimmen. Sollten wir das Gefühl haben, dass der Bass nur einen Ton kennt oder irgendwie überhöht ist muss man am Subwooferverstärker die Phase per Kippschalter ändern bzw den Pegel geringfügig anpassen. Ohne Messequipment muss man sich auf sein Gehör und Gefühl verlassen, im Zweifelsfalle stellt man den Subwoofer eher zuleise als zulaut ein. Im schlimmsten Fall haben wir einen ungünstigen Aufstellungsplatz erwischt und müssen Kistenrücken.
Jetzt ist genau der richtige Moment um ein Kaltgetränk nach Wahl zu öffnen und einen guten Film zu geniessen. Oder doch lieber gute Musik und faul rumliegen ?