Wer für seinen Gaming- oder Arbeits-PC auf eine SSD als flotte Systemplatte setzt, wird sich sicher bereits die Frage gestellt haben, wie viel Speicherplatz für eine ungebremste Performance frei bleiben sollte. Genau dieser Frage sind wir kürzlich nachgegangen und haben uns aktuelle Solid State Drives auf MLC-Basis zur Brust genommen. Im Rahmen dieses Kurz-Reviews beleuchten wir die zu erwartende
Performance bei voll geschriebener SSD im knallharten Praxistest.
Mission BriefingIn unsere Testreihe nehmen wir SSDs mit MLC-Speicherbausteinen auf, die auf einen
Controller von Marvell, Sandforce und Samsung zurückgreifen. Besonders Plextor brüstet sich ja damit, dass der Marvell-Controller gerade mit bis an den Rand beschriebenen Drives besonders gut umgehen kann. Wie groß die Auswirkung eines vollen Speichers auf Lese- und Schreibraten wirklich sind, wollen wir anhand folgender SSDs in der jeweiligen 250-GB-Variante näher überprüfen:
TestmethodeEin stets
heikles Thema beim Test einer SSD ist und bleibt die Testmethode. Abgesehen davon, dass es eine Menge Parameter gibt, die sich auf die Benchmarks positiv oder negativ auswirken, spielen auch die aktuelle Belegung des Datenträgers, sowie
Garbage Collection eine große Rolle. So kann es je nach aktuellem Status der SSD, wie in etwa direkt nach heftigen Schreibarbeiten, zu geringeren Lese- und Schreibraten kommen. Um die Testkandidaten also vergleichen zu können, müssen wir unsere Tests so nachvollziehbar und praxisrelevant wie möglich gestalten. Deshalb werden folgende Schritte vor dem Test ausgeführt:
- Der Testkandidat wird an ein Redaktionssystem angeschlossen und per Toolbox gesäubert und zurückgesetzt - falls möglich.
- Ein vorab erstelltes Image wird mittels Acronis True Image aufgespielt. Unser Image kommt mittlerweile auf eine ansehnliche Größe von nicht ganz 100 GB.
- Die Testreihe wird durch einen Neustart getrennt jeweils drei Mal pro Benchmark durchgeführt. Der plausibelste Wert aus diesen Durchgängen zählt.
- Für die Praxistests mit voller "Platte" bespielen wir die SSDs über Ubuntu zwei mal per fast-random-Befehl randvoll mit Daten.
Folgende Einstellungen sind dabei gesetzt:
- Die SSDs werden ausschließlich über AHCI angebunden
- TRIM ist aktiviert
- LPM ist standardmäßig durch den Treiber aktiv
- Die Hibernate-Funktion wurde deaktiviert, hiberfil.sys gelöscht
- Das Pagefile wurde auf eine Größe von 2 bis 4 GB eingeschränkt
TestsystemWir setzen unsere Tests mit dem weit verbreiteten Sockel 1155 an, in dem ein Intel Core i7-3770K Platz findet. Als Untersatz dient das
Maximus V Extreme, das für vielfältige Einstellungsmöglichkeiten sorgt. Die
SATA 3.0-Ports hängen direkt am Z77-Chipsatz von Intel.
Unser System hat es sich mittlerweile am Coolermaster Benchtable gemütlich gemacht. - Intel Core i7-3770K
- ASUS Maximus V Extreme
- 16 GB (2x 8 GB) ADATA XPG Series 2133 MHz, CL10
- NVIDIA GeForce GTX 760
- Enermax Revolution 85+ (920 Watt)
- Windows 7, SP1 (64 bit)
Synthetische BenchmarksDie Samsung 840 Pro weiß sich besonders in den synthetischen Benchmarks vorne abzusetzen. Dies zeigt sich sowohl im AS SSD Benchmark als auch im CrystalDiskMark. Diese Werte dienen aber lediglich als Basis für unsere späteren Vergleiche bei voller SSD.
Praxisnahe BenchmarksWährend die synthetischen Benchmarks deutliche Unterschiede in der Performance aufzeigen, sieht es in alltäglichen Benchmarks wieder ganz anders aus. Unsere drei Testkandidaten unterscheiden sich weder bei der Bootup-Zeit, noch beim entpacken eines 700 MB großen Zip-Files voneinander. Auch die Level-Ladezeiten unter Far Cry 3 sind vollkommen ident:
Benchmark-Vergleich: normale vs. volle SSDVom eigentlichen Haupttest, nämlich wie sich normal gefüllte SSDs zu fast vollen unterscheiden, waren wir selbst vollkommen überrascht. Nach der Gegenüberstellung hat sich gezeigt, dass aktuelle Drives über eine sehr aggressive Garbage-Collection verfügen. In sämtlichen Praxistests, wie zum Beispiel beim Entpacken mit WinRar, beim Bootup und die Ladezeiten in Far Cry 3 konnten wir keine messbaren Unterschiede feststellen, egal ob nur 5 GB oder gar die hälfte des Speicherplatzes noch frei war. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, hier stellvertretend die Ergebnisse des AS SSD Benchmarks zu zeigen.
AS SSD Benchmark - Lesen: Angelbird, Samsung und Plextor zeigen selbst bei vollem Speicher kaum Schwächen.AS SSD Benchmark - auch bei den Schreibwerten können wir nur geringe Ausreißer feststellen. Für den klassischen Desktop-Betrieb konnten wir also unter keinen Testbedingungen langfristige Probleme feststellen. Die Performance hat sich in allen Tests nahezu völlig ident verhalten, was wir uns gerade bei Sandforce-Drives nicht erwartet hätten. Lediglich direkt nach dem Löschen von mehreren Gigabyte an kleinen Daten-Junks konnten wir einen Einbruch der Schreibleistung verzeichnen. Spätestens nach einem Neustart waren aber auch hier wieder alle Werte beim Alten.
Wer also den Kauf eines Drives mit MLC-Speicher in Erwägung zieht, kann unserer Meinung nach getrost noch zu Modellen mit Sandforce-Controller greifen. Aber auch Plextor schlägt sich mit dem Marvell-Controller ausgezeichnet, auch wenn die vom Hersteller als deutlich besser angepriesene Garbage-Collection in der Praxis im Vergleich zu Sandforce kaum einen Unterschied macht. Alles in allem können wir an dieser Stelle zusammenfassen, dass eine Kaufentscheidung keineswegs nur aufgrund der theoretischen Hersteller-Werte getroffen werden sollte. Denn in der Praxis liegen die getesteten Modelle alle auf einem
vergleichbar hohen Niveau. Vielmehr sollte das Gesamtpaket entscheidend sein, wie etwa die Dauer der Herstellergarantie, das Zubehör oder schlichtweg der Preis.
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